Die folgenden Beikostempfehlungen stammen aus dem Buch "Die ersten Mutterpflichten und die erste Kinderpflege", Friedrich August von Ammon, 6. verbesserte Auflage, Leipzig, 1854

Wie so viele andere Autoren empfiehlt auch von Ammon, neun Monate lang zu stillen. Allerdings fängt bei ihm die Beikosteinführung ebenfalls erst ungefähr zu diesem Zeitpunkt statt, und nicht schon deutlich früher wie bei anderen Autoren. Nachdem die ersten Zähne vollständig da sind, wird die Mittagsmahlzeit ersetzt. Von Ammon betont sehr, wie wichtig es für die Gesundheit von Mutter und Kind ist, langsam abzustillen. Darunter versteht er, eine Mahlzeit pro Woche zu ersetzen, so dass nach vier bis fünf Wochen nur noch eine Stillmahzeit übrig ist, die dann auch bald entfallen kann.

Wenn frau nicht stillt, wie findet sie dann eine Amme für ihr Kind? Sie muss eine Frau finden, die selber vor nicht allzulanger Zeit ein Kind bekommen hat. Da es sich um ein Angestelltenverhältnis handelt, wird die Amme aus der Arbeiterschicht kommen, also gesellschaftlich geringer gestellt sein, als die suchende Mutter. Außerdem wird von der Amme erwartet, dass sie im Hause der Arbeitgeber lebt und ihr eigenes Kind nicht mitbringt. Man sucht also eine Frau, die das Geld wirklich dringend braucht, denn ohne Not trennt sich keine Mutter von ihrem Säugling.

"Eng mit dem vorhandenen Mangel an Säuglingsfürsorge hängt auch der an Wöchnerinnenschutz zusammen. Es ist zwar die Sterblichkeit der Wöchnerinnen im Privathaushalt auf die Hälfte der vorantiseptischen Zeit zurückgegangen, aber noch drei- bis viermal so hoch, wie in den Entbindungsanstalten. Im Kindbett starben in Preußen 1896 = 4031 Frauen, 1898 = 3770, 1900 = 4074."

Die sozialen Ursachen der Säuglingssterblichkeit, Gustav Temme, 1908

"Höchst merkwürdig und beachtenswerth ist der Einfluß, den Krankheiten auf das Gemüth des Kindes haben; dasselbe entwickelt sich etwa im fünften oder sechsten Jahre oft wunderbar während des Verlaufs derselben."

So schreibt Friedrich August von Ammon in den "Mutterpflichten" 1892. Er behauptet also, Krankheiten seien gut für die Entwicklung des Kindes in einem gewissen Alter. Wie kann das sein? Einen ersten Hinweis gibt der nächste Satz:

"Wie Kinder fast immer vom Krankenlager physisch gewachsen erstehen, so erstehen sie auch in ihrem Gemüthe reifer und innerlicher, als sie sich legten."

Bemerkungen über Geburt und Wochenbett aus "Natürliche Geburtshülfe", Band 1, Dr. Lukas Johann Boer, 1817, S.197 ff.

XXV.

Wenn eine Entbundene von anhaltendem Schmerz des Unterleibes geheilet worden, so muß sie Erkältung und alles übrige vermeiden, was ihr diesen Zustand zum zweytenmale zuziehen könnte. Denn der erste Anfall ist gefährlich, der zweyte fast immer tödtlich.

Die folgenden Beikostempfehlungen stammen aus dem Buch "Anleitung für Landleute zu einer vernünftigen Gesundheitspflege", 3. Auflage, Heinrich Felix Paulitzky, 1798

Ende des 18. Jahrhunderts empfahl Heinrich Felix Paulitzky, nicht vor dem vierten oder fünften Monat Beikost zu geben. Mit sechs Monaten bekommt das Kind höchstens eine Breimahlzeit und ansonsten die Brust. Erste Beikost ist ein Getreidebrei aus alten Brötchen mit Milch oder Wasser. Die Breie werden zwar speziell für die Kinder zubereitet, generell sind Breie aber auch fester Bestandteil des Essens der Erwachsenen, so dass man die Breigabe als Heranführung an den Familientisch auffassen kann.

"Bei unehelichen Geburten sind Totgeburten verhältnismäßig viel häufiger. Während von den ehelich geborenen 1904 1857408 oder 97,1% lebend und 56219 oder 2,9% tot geboren waren, waren von den unehelichen 168439 oder 95,9% lebend und 7281 oder 4,1% tot geboren. Abgesehen von kriminellen Ursachen wird das stärkere Auftreten von Totgeburten bei unehelichen Geburten wohl vor allem seinen Grund darin haben, daß die außerehelichen Mütter in der Mehrzahl bis zum äußersten Termin auf Erwerb ausgehen und sich eine Schonung nur wenig zuteil werden lassen können."

Die sozialen Ursachen der Säuglingssterblichkeit, Gustav Temme, 1908

Im 18. Jahrhundert hielt man Fieber mitunter noch für eine eigenständige Krankheit. Man unterschied unter anderem zwischen hitzigem Fieber, Faulfieber, Wechselfieber, schleichendem Fieber und anhaltendem Fieber. Da man noch nicht viel über die Vorgänge im menschlichen Körper wusste und Aberglaube weit verbreitet war, gab es viele Quacksalber, die allerlei Mittel gegen Fieber verkauften. Die Medizin selbst steckte noch in den Kinderschuhen und vieles war Trial and Error.

Bemerkungen über Geburt und Wochenbett aus "Natürliche Geburtshülfe", Dr. Lukas Johann Boer, 1817, S.194 ff.

XIII.

Haben sich Kinder übrigens wohl befunden, und es stoßen ihnen unvermuthet Schwämmchen an der Zunge und den Lippen auf; so ist es ein Zeichen, daß sie bey Wasser genährt werden, oder daß sie am Schlutzer saugen; daß ihnen der Mund oft und rohe ausgewischt werde, oder daß sie nebst der Mutter- oder Ammenmilch noch andere Nahrung bekommen.

Die folgenden Beikostempfehlungen stammen aus dem Buch "Mutter und Säugling in gesunden und kranken Tagen", Helene Howad, Franz Deuticke Verlag, Wien, 1954

Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war die Beikosteinführung schon sehr weit nach vorne verlegt worden und so beschreibt es auch Helene Howad.