Viele der heute als falsch oder gar schädlich erkannte Verhaltensarten gegenüber Babys sind begründet in der Fehlinterpretation der Signale und der Fähigkeiten der Babys. Die Fehlinterpretationen kommen zustande, da aus einem bestimmten Blickwinkel auf das Baby geschaut wird. Dieser Blickwinkel ist abhängig vom (wissenschaftlichen) Wissensstand, dem Zeitgeist und persönlichen Erfahrungen.

Dieses "Gespräch" ist eine Zusammenstellung von Texten aus folgenden Büchern:

  • Dr. Ziegelroth, A-B-C für junge Mütter, 1914
  • Dr. W. Liepmann, Die Frau - was sie von Körper und Kind wissen muß, 1914
  • Dr. med. Paul Croner, Ich und mein Mütterlein, 1915

Heute stelle ich Euch vier Bücher vor, die Ihr online lesen könnt und die sich mit Kinderspielen beschäftigen.

Das Spiel und Spielen des Kindes ist von jeher als sein eigentliches Lebenselement, als seine erste und alleinige Lebensarbeit angesehen worden. Man sagt, das Kind spielt das ganze kommende Leben, aber es weiß noch nichts und soll noch nichts wissen von der eigentlichen Bedeutung, von dem oft so finsteren Ernst desselben. Näher angesehen stellt das Kind gern alle Verhältnisse, alle Lebensbeschäftigungen dar, die irgend wie in den Kreis seiner Erfahrung getreten sind, oder ein Anderer in seine Anschauung zu bringen versteht.

- Ueber den Geist der Fröbel'schen Kinderspiele und die Bedeutsamkeit der Kindergärten. Dr. Ravoth, Berlin, 1859

Derzeit brennt eine Diskussion darüber, ob Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden sollten. Manche Gegner'innen sind der Meinung, dies würde die Rechte der Eltern beschneiden und der Staat könne einer Familie die Kinder wegen "zu langem Stillen" oder "zu enger Bindung" wegnehmen. Andere Gegner'innen argumentieren, dass das Grundgesetz ja bereits Menschenrechte enthalte, und da Kinder Menschen sind, seien keine weiteren Rechte notwendig.

1. Schreien ist für Babys, was Singen und Hüpfen für Kinder ist.

"Das natürliche  Schreien des Kindes - und wie werden noch sagen, woran man dieses erkennen kann - ist ein Bedürfniß für dasselbe und gereicht darum zum Nutzen seiner Lebensentwicklung. In erster Zeit ist das Schreien nichts anderes als das Bestreben, Lebenskraft zu äußern, seinem Kraft- und Daseinsgefühle einen Ausdruck durch Bewegung zu geben, wie ein älteres Kind dies durch Singen, Hüpfen und alle Arten von Muskelactionen ausdrückt. Das kleine Kind hat aber keine anderen willkürlichen Bewegungen als die der Brust-, Kehl- und Bauchmuskeln, also der Bewegungsorgane des Athmens; diese bethätigt es und sein Ausathmen wird zum Schrei."
Die Mutter, Hermann Klencke, 1875

Die Nahrung im zweiten Lebensjahre soll aus Gemüse, Reis, Mehl, Zwieback, Fleischbrühe, aus Obst und Milch bestehen. Wenn noch weiter 5 Mahlzeiten pro Tag beibehalten werden, so sind diese nun so einzurichten, daß nur 3 von ihnen als Hauptmahlzeiten und 2 als Zwischenmahlzeiten zu gelten haben.

Das Kinderpflege-Lehrbuch von Prof. Dr. Arthur Keller und Prof. Dr. Walter Birk erschien in der ersten Auflage 1914 und in einer vollständig neu bearbeiteten dritten Auflage 1917. Hier eine direkte Gegenüberstellung des Kapitels "Ernährung älterer Kinder" aus beiden Auflagen.

"Für die Mutter nun, die ihr Kind stillen will, ist die Frage am wichtigsten, ob sie ihr Kind stillen kann, ob ihre Nahrung für ihr Kind ausreichen wird. Hat sie bereits ein anderes Kind gestillt, so geht sie mit der Hoffnung in das neue Wochenbett herein, daß sie auch dieses Kind wird nähren können.

Im Kinderpflege-Lehrbuch von Dr.med. Arthur Keller und Dr. med. Walter Birk von 1914 werden einige erstaunlich korrekte Bemerkungen rund ums Stillen gemacht, die in anderen zeitgenössischen Werken ganz anders stehen. Gleichzeitig werden hier aber auch Ansichten zur Anzahl der Stillmahlzeiten untermauert, die sich aus heutiger Sicht nicht halten lassen. Gehen wir den Text durch und betrachten wir den Wahrheitsgehalt nach heutigem Stand.

Heute, am 10.2.2020 wäre meine Oma 95 Jahre alt geworden.

Ich habe als Kind häufig die Ferien bei meinen Großeltern verbracht. Ich habe es geliebt, wenn Oma mir von früher erzählt hat.

"Das Kind braucht also das Spiel zu seiner geistigen Fortentwicklung, und es scheint ihm demnach doch ein tieferer Sinn zugrunde zu liegen. Wie seine sachgemäße Ernährung und Körperpflege wichtig für sein körperliches Gedeihen sind, so ist das Spiel bedeutungsvoll für seine geistige Entwicklung.

Spielen und Kinder gehören untrennbar zusammen. Heute schauen wir uns einige schöne Beispiele an, was Autor'innen vergangener Zeit darüber zu sagen hatten.