Dr. Heinrich Keller prangert unsinnige Essensregeln für stillende Frauen an. Es stimmt, dass Stillende essen können, was sie wollen. Nur selten reagieren Babys auf Stoffe aus dem Essen der Mutter. Selten genug, dass es unsinnig ist, von vornherein bestimmte Lebensmittel zu meiden oder zu bevorzugen.

Zudem beschwert Keller sich darüber, dass sich gerade rund ums Wochenbett die meisten Ammenmärchen hartnäckig halten. Er selber beteiligt sich in seinem Buch aber nicht an der Aufklärung, sondern nur an der Anprangerung.

"Für die Ernährung der stillenden Frau gibt es eine unantastbare Tradition, die alles verbietet, was die Frauen gern essen, alles verordnet, was ihnen den Appetit vertreiben könnte, und das Bier, weil es 'Milch macht', besonders empfiehlt. Die Wochenbettstube war ja seit jeher eine Brutstätte aller Bakterien des Aberglaubens und ist es trotz der vielen Desinfektionen bis heute geblieben."

Vernünftige und unvernünftige Mütter, Dr. Heinrich Keller, 1917