"Früher waren Geburten aus Beckenendlage normal. Da wurde kein Bohei drum gemacht wie heute." Sätze wie diesen habe ich schon häufiger gelesen. Das ist zum Teil richtig, zum Teil auch nicht. Zum einen gibt es verschiedene Varianten des Beckenendlage, zum anderen wurde früher auch um den Tod von Mutter oder Kind "kein Bohei" gemacht. Alles rund um die Geburt war halt gottgewolltes Schicksal.

So schreibt Bernhard Schulze 1864 in seinem "Lehrbuch der Hebammenkunst" ganz emotionslos:

"Wenn mit den gelehrten Handgriffen der Hebamme die Vollendung der Geburt nicht gelingt, bleibt ihr gar nichts übrig, als die Ankunft des Geburtshelfers abzuwarten und einstweilen für die Mutter zu sorgen. Das Kind stirbt dann."

Selbst bei einer vollkommenen Beckenendlage, bei der also z.B. nicht ein Füßchen vor dem Muttermund liegt, ist das Risiko von Komplikationen noch erhöht gegenüber einer Schädellage. Das heißt nicht, dass man einen Kaiserschnitt machen muss. Mit einem erfahrenen Team an der Seite sind Beckenendlage-Geburten heute bestimmt sogar sicherer als früher.

Die Häufigkeit der verschiedenen Kindslagen ist heute noch genauso wie früher. Schulze schreibt:

Unter tausend Fällen liegen reife Kinder:

  1. in Kopflage 964mal    (davon etwa 6 Gesichtslagen.)
  2. in Beckenendlage 32mal    (Steiß-, Fuß-, Knielagen)
  3. in Querlage 4mal