Familienleben einst & heute

"Wohlmeynender Rath für Aeltern" aus 300 Jahren Erziehungsratgebern und wie dieser sich bis heute auswirkt.

Dass ein Krankenhausaufenthalt für ein Kind ein einschneidendes Erlebnis sein kann, ist kein neues Konzept. Wie auf diese Erkenntnis reagiert wurde, war allerdings höchst unterschiedlich. Wir wissen, dass eine strenge Erziehung der Kinder in den 1930ern als positiver Nebeneffekt eines Krankenhausaufenthalts gesehen wurde. Doch was hat sich seitdem verändert?

In den 1980ern gab es noch immer feste Besuchszeiten für die Eltern. Meist waren dies nur wenige Stunden am Tag. Und der Besuch war nicht einmal gern gesehen.

Triggerwarnung: Kindesmisshandlung im Krankenhaus. Psychische Erkrankungen.

Meine gesamte Schulzeit hindurch haben Lehrer'innen mich für schüchtern gehalten. Weil ich nicht viel redete. Und der einzige Grund, warum ein Kind nicht viel redet, ist anscheinend, dass es sich nicht traut zu reden.

"Elternschule" - Der Diskurs um die Doku zeigt, dass die Vergangenheit die Kindererziehung noch immer fest im Griff hat.

Am Mittwoch, den 3.7.2019, läuft zum ersten Mal die Dokumentation "Elternschule" im deutschen Fernsehen. Der Film war letztes Jahr für den Deutschen Filmpreis nominiert. Der Titel und die Berichterstattung in den Medien suggerieren, hier würden Eltern lernen, ihre Kinder richtig zu erziehen. Das Gegenteil ist der Fall.

Sie reden in die Erziehung rein. Sie können nicht verstehen, dass wir es heute anders machen als sie. Sie wissen immer alles besser. Sie drängen uns zu stillen, obwohl die Zeit noch nicht um ist, und nehmen einfach das Kind hoch, wenn es schreit, obwohl es doch lernen soll, dass es so nichts erreichen kann!

Ähm. Was?!?

Richtig gelesen. Das waren die Konflikte zwischen Eltern und Großeltern vor hundert Jahren.

Als Herdenschutz bezeichnen wir heutzutage meist den Schutz Ungeimpfter in einer Gruppe von Geimpften. Wenn genügend Menschen geimpft sind, wird es auch für Ungeimpfte unwahrscheinlich, sich an der entsprechenden Krankheit anzustecken, sollte der Erreger in die Gruppe eingeschleppt werden. Denn nur ein direkter Kontakt mit dem Erreger ist ansteckend und die Wahrscheinlichkeit, ihm zu begegnen, ist in einer durchimmunisierten Gruppe geringer. Herdenschutz ist aber allgemein der Schutz Nicht-immuner in einer Gruppe von Immunen; auch dann, wenn die Immunität durch das Durchmachen der Krankheit erreicht wurde.

Wilhelm Liepmann (1878-1939) arbeitete an der Universitäts-Frauenklinik in Berlin als er sein Buch Die Frau - was sie von Körper und Kind wissen muß 1914 in zwei Bänden veröffentlichte. Es handelt sich dabei um eine Sammlung an Vorträgen, die er zuvor für Laien, insbesondere für Frauen, gehalten hatte. Der zwölfte und letzte Vortrag trägt den Titel Medizin, Naturheilkunde, Homöopathie. So oft wurde er nach seiner Meinung zu diesen Themen gefragt, dass er es für unerlässlich hielt, ihnen einen ganzen Vortrag - und somit ein ganzes Kapitel -  zu widmen.

Das Erfinden der Behauptung, dass Schreien gut für die Lunge sei, wird vielfach Johanna Haarer zugeschrieben. Haarer schrieb den berüchtigten Ratgeber "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" und war von Beruf Lungenfachärztin. Vermutlich beruht der Irrtum auf ihrem Beruf, oder darauf, dass sie die einzige noch weitbekannte Ratgeberautorin aus den 1930ern ist. Jedenfalls war Haarer längst nicht die erste, die das Schreien von Babys als gut, gesund oder notwendig dargestellt hat.

"Nichts ist verkehrter, als bei jedem Schreien des Kindes die Brust zu geben. Die Mutter muß den Mut haben, ihr Kind auch schreien zu hören. Schreien ist eine ganz gute Lungengymnastik und der kleine Weltbürger gewöhnt sich das unnötige Schreien schnell ab, wenn er merkt, daß man es nicht allzu tragisch nimmt.

"Ist man mit dem Waschen fertig, so gebe man dem kleinen Körper noch einige Bewegung im Wasser, bis das Bad etwa 10 und später 15 Minuten gedauert hat."

Das Buch der Mütter, Marie Susanne Kübler, 1891

Bäder dienen seit jeher der Reinigung, der Pflege und der Heilung. Die Art und Weise, wie wir unsere Babys baden, hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Noch vor vierzig Jahren waren tägliche Laugenbäder üblich. Heute geht der Trend wieder zu seltenerem Baden und natürlichen Badezusätzen.