Viele Frauen befinden sich nie besser, als wenn sie stillen, sie sehen während dieser Zeit wohler aus, sind lebhafter, heitrer, aufgemunterter, alle Formen ihres Körpers bekommen eine schöne Rundung, und ihre Wangen schmückt das schönste Roth! Und was soll ich nun noch von der wahren Mutterfreude sagen? Wie soll ich die Gefühle einer Mutter schildern, die dem Kind ihres Herzens die eigene Brust, diese Quelle des Lebens, reicht!

Sie fühlt's, es ist ihr Kind! Mit Thränen inniger Lust
Gebadet, drückt die es an Wange, Mund und Brust,
Und kann nicht satt sich an dem Kinde sehen.
Auch scheint das Kind die Mutter zu verstehen.
Laßt ihr zum mindsten den Genuß
Des süßen Wahns! Es schaut aus seinen großen Augen
Sie ja so sprechend an - und scheint nicht jeden Kuß
Sein kleiner Mund dem ihren zu entsaugen?
Sie hört den stillen Ruf - wie leise hört
Ein Mutterherz! - und folgt ihm unbelehrt.
Mit einer Lust, die, wenn sie neiden könnten,
Die Engel, die auf sie heruntersehn,
Die Engel selbst beneidenswürdig nennten,
Legt sie an ihre Brust den holden Säugling an.
Sie leitet der Instinct, und läßt nun an den Freuden
Des zartsten Mitgefühls ihr Herz vollauf sich weiden!

"Die ersten Mutterpflichten und die erste Kindespflege", Dr. Friedrich August von Ammon, 1854

Ergänzung vom 3.11.2020:

In der Auflage von 1827 steht als Quelle für dieses Gedicht: Wielands Oberon. Gesang VIII. B. 77.78. Wielands sämmtliche Werke. Leipzig bei Göschen 1825. B. 23.

Außerdem ist das Kind hier ein Knabe.

Sie fühlt's, es ist ihr Sohn! Mit Thränen inniger Lust
Gebadet, drückt die ihn an Wange, Mund und Brust,
Und kann nicht satt sich an dem Knaben sehen.
Auch scheint der Knabe die Mutter zu verstehen.
Laßt ihr zum mindsten den Genuß
Des süßen Wahns! Er schaut aus seine großen Augen
Sie ja so sprechend an - und scheint nicht jeden Kuß
Sein kleiner Mund dem ihren zu entsaugen?
Sie hört den stillen Ruf - wie leise hört
Ein Mutterherz! - und folgt ihm unbelehrt.
Mit einer Lust, die, wenn sie neiden könnten,
Die Engel, die auf sie heruntersehn,
Die Engel selbst beneidenswürdig nennten,
Legt sie an ihre Brust den holden Säugling an.
Sie leitet der Instinkt, und läßt nun an den Freuden
Des zartsten Mitgefühls ihr Herz vollauf sich weiden!

»Bei meinem Kind mache ich das anders«

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