Bemerkungen über Geburt und Wochenbett aus "Natürliche Geburtshülfe", Dr. Lukas Johann Boer, 1817, S.194 ff.

XIII.

Haben sich Kinder übrigens wohl befunden, und es stoßen ihnen unvermuthet Schwämmchen an der Zunge und den Lippen auf; so ist es ein Zeichen, daß sie bey Wasser genährt werden, oder daß sie am Schlutzer saugen; daß ihnen der Mund oft und rohe ausgewischt werde, oder daß sie nebst der Mutter- oder Ammenmilch noch andere Nahrung bekommen.

Das Zuverläßigste und einzige Mitel also sie dagegen zu schützen, besteht darin, daß man sie die erstern Wochen nichts anders, als bloß Milch an der Mutter oder einer gesunden Amme trinken lasse, und der Mund ihnen innerhalb vier und zwanzig Stunden ein oder höchstens ein paarmal mit einem in reines Wasser getauchten Leinwandläpchen leicht gereiniget werde. Haben sie aber schon Mundschwämmchen, so darf man diese nicht aners, als eben auf die Art reinigen, sonst werden sie schmerzhafter, bösartig, und das Kind erkrankt darunter gefährlich, und stirbt oft.

XIV.

Frühzeitige und schwächliche Kinder, wenn sie in eine Krankheit verfallen, halten dieselbe insgemein länger aus, und sterben später daran, als zeitige und starke, wenn sie dieselbe Krankheit bekommen.

XV.

Kleine Kinder, welche lange einen solliquativen Durchfall haben, verbreiten einen unerträglicheren Gestank um sich, als selbst erwachsene an Diarrhöe und Faulfieber Kranke. Dem ungeachtet können sie länger als Erwachsene in diesem Zustand fortleben.

XVI.

Unter Weibspersonen, welche bucklicht sind, gibt es bey weitem mehrere, die kein fehlerhaftes Becken zur Geburt haben, als solche, in denen das Gebähren wegen Mißgestaltung desselben erschwert wird.

XVII.

Gebährende, welche unter der Geburt fiebern, und einen ungewöhnlich langsamen und seltenen Puls haben, gebähren mühselig. Gegen Ende und nach der Geburt fiebern sie mit geschwindem Pulse. Die Gebährmutter und der ganze Unterleib sind ihnen aufgelaufen und schmerzhaft. Was man auch immer anwendet; so schlägt sich meistens der Band dazu, oder er ist oft schon gegenwärtig. Dergleichen Kranke sterben in sehr kurzer Zeit.

XVIII.

An welcher Seite die Gebährmutter am schwersten krank ist, an derselben findet man gemeiniglich und am deutlichsten, daß auch die Milch in der Brust an Menge oder Qualität nicht naturgemäß sey.

XIX.

Gebährende, welche irgendwo in der Brusthöhle widernatürlich Wasser haben, sterben an Zuckungen während oder bald nach der Entbindung.

XX.

Wenn eine Kindbetterinn von Fieberkälte befallen wird, und der in der darauf folgenden Hitze ausbrechende Schweiß erleichtert sie; wenn ihr die Brüste mehr anschwellen, oder die Kindbettreinigung darnach gut abfließt; so war der Fieberanfall der Natur wohlthätig. Wenn aber von allem dem nichts geschieht, so kann der Umstand bedenklich werden, und meistens wird er es.

XXI.

Dicke, dem Ansehen nach starke Personen werden im Kindbette leicht krank; und wenn sie erkranken, so sind sie schwerer zu heilen, als andere von einer magern und feineren Leibesbeschaffenheit.

XXII.

Entzündungen der Gedärme und des Bauchfells bey Kindbetterinnen, welche im Anfange heftig schmerzen, sind oft leichter zu behandeln, und nicht so gefährlich, als andere, welche auch beym Berühren wenig Schmerzen verursachen, und wobey der Puls weder sehr geschwind noch sehr unterdrückt ist.

XXIII.

Wenn Kindbetterinnen ohne apparente Ursache fiebern, und stark schwitzen, dabey sehr abgemattet, gleichgültig oder mürrisch sind, und im gesichte eine bleydunkle Violetfarbe haben; so bekommen sie um den siebenten oder eilften Tag, oder noch später, einen Ausschlag, von welchem sie selten geheilet werden.

XXIV.

Kein Frieselausschlag ist bey Kindbetterinnen gefährlich, wenn er für sich besteht. Wenn er aber als der Begleiter einer anderen Krankheit und Verderbniß im Körper erscheint, so ist er immer der Vorbothe des Todes.

"Aphorismen vermischten Inhalts", Teil 1
"Aphorismen vermischten Inhalts", Teil 3

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