Überaus unsinnige Ansichten übers Stillen
So manches Ammenmärchen hält sich ja bis heute und viele davon erscheinen auf den ersten Blick sogar logisch. Doch die folgenden glorreichen Stilltipps habt Ihr bestimmt noch nicht gehört.
"Wohlmeynender Rath für Aeltern" aus 300 Jahren Erziehungsratgebern und wie dieser sich bis heute auswirkt.
So manches Ammenmärchen hält sich ja bis heute und viele davon erscheinen auf den ersten Blick sogar logisch. Doch die folgenden glorreichen Stilltipps habt Ihr bestimmt noch nicht gehört.
Wer sich auch nur ein bisschen mit der Geschichte der Erziehung beschäftigt, um heraus zu finden, warum wir so erziehen, wie wir erziehen, oder warum wir so erzogen wurden, wie wir erzogen wurden, der kennt den Namen Johanna Haarer.
Johanna Haarer war Ärztin und Autorin von Erziehungratgebern. Diese waren nicht nur Bestseller im Dritten Reich, sondern sind auch noch bis weit in die 1980er Jahre hinein verlegt worden. Es ist offensichtlich, dass Johanna Haarer und ihre grausamen Erziehungsregeln viele Mütter beeinflusst haben. Doch wir kennen den Namen Haarer nicht wegen ihrer eigenen Bücher, sondern wegen des Buchs, das über sie geschrieben wurde.
Windeln gehören zu einem Baby einfach dazu. Sie sind für die meisten von uns so normal, dass wir gar nicht auf die Idee kommen, dass es auch ohne sie gehen könnte. Selbst ein Blick in andere Länder wirkt da nicht unbedingt erhellend. Wenn wir beispielsweise ein indisches Kind mit nacktem Popo auf dem Arm der Mutter sehen oder ein afrikanisches Baby halbnackt im Tragetuch auf dem Rücken der Mama, dann denken wir eher "die Armen können sich keine Windeln leisten" als "wieso werden die eigentlich nicht ständig von ihren Kindern vollgepieselt?". Dabei ist die Antwort ganz einfach: sie brauchen keine Windeln, weil sie merken, wann das Kind muss! Dann halten sie es ab, das Kind erleichtert sich und fertig. Hört sich für mich viel praktischer und sauberer an, als Windeln zu waschen und verschmierte Popos zu säubern. Sollten Windeln vielleicht doch nicht notwendig sein?
Wiegen sind selten geworden. Ob man eine für sein Kind benutzen möchte oder nicht, ist mehr eine Geschmacksfrage als ein Diskussionsgrund. Obwohl Wiegen eine jahrhundertelange Tradition haben, wurden sie im 18. und 19. Jahrhundert zum Streitfall bis schließlich feststehende Bettchen und Stubenwagen den Gebrauch der Wiegen weitestgehend abgelöst hatten.
Die Nachfrage regelt das Angebot. Auch bei der Muttermilch ist das so. Je häufiger ein Baby bei seiner Mama trinkt, desto mehr Milch bildet sie. Besonders das Wechselstillen ist äußerst effektiv, um die Milchmenge zu steigern. Wechselstillen bedeutet, dass während einer Mahlzeit mehrmals die Seite gewechselt wird, sobald das Kind weniger saugt. Längeres Stillen an einer Brust hat dagegen nur eine wenig steigernde Wirkung auf die Milchmenge.
Trotzdem hört man immer wieder, man solle beim Stillen Mindestabstände von zwei oder drei Stunden zwischen den Mahlzeiten einhalten. Ist da nicht vielleicht doch etwas Wahres dran, wenn diese Meinung so verbreitet ist? Meistens ist es einer der folgenden drei Gründe, der für die Abstände angeführt werden.