Die folgenden Beikostempfehlungen stammen aus dem Buch "Pflege und Ernährung des Säuglings - Ein Leitfaden für Pflegerinnen", Dr. Max Pescatore, Verlag von Julius Springer, Berlin, 1906 

Obwohl das Buch "Pflege und Ernährung des Säuglings" heißt, verschwendet Pescatore keine zwei Seiten auf die Beikosteinführung, weshalb ich den vollen Text hier zitiere.

Die Beinahrung. Mit Beginn des zweiten Halbjahres, wo meist die ersten Zähnchen da sind, muß neben der Flasche noch konsistentere Nahrung (Brei) verabfolgt werden. Bei den ersten Versuchen stellen sich die meisten Kinder recht ungeschickt an, ja verweigern oft konsequent jede Annahme. Um den Übergang unmerklich zu gestalten, muß der Brei zunächst sehr dünn, fast wäßrig sein, so daß er von der Flaschennahrung kaum zu unterscheiden ist. Die erste Woche reicht man einmal täglich, vor der Mittagsflasch, nur einige Theelöffel eines Grießbreies (Zubereitung siehe Seite 75), den man mit Milch dünnflüssig gemacht hat. Ganz allmählich steigert man die Menge und die Dickflüssigkeit, so daß mehrere Eßlöffel dicklichen Breies genommen werden. Von der Milchflasche gibt man bei dieser Mahlzeit entsprechend weniger, bis sie später ganz ausfällt. Zur Abwechslung kann man auch statt des Grießmehls Tapioka oder gestoßenen Zwieback zu dem Brei verwerten. Die Pflegerin koste vorher selbst, aber mit anderem Löffel. Im 8. und 9. Monat versucht man langsam einer zweiten Mahlzeit etwas beizugeben. Auch ein Kakeschen in die Hand zum Kauen ist sehr förderlich. Zu Mittag wird auch ein Löffelchen Kartoffelpüree oder Apfelkompott gern genommen und gut vertragen, ebenso wie die zeitweilige Darreichung von etwas Fruchtsaft (Apfelsine usw.) empfehlenswert ist. Vom 10. Monat ab kann verschiedenes Gemüse in Püreeform dem Menu beigemischt werden, bereitet nach den Seite 75 angegebenen Rezepten. Eier bleiben im ersten Jahre besser weg; sie sind unnötig und werden in vielen Fällen schlecht vertragen. Ebenso darf Fleisch nie gegeben werden. Das Knabbern an einer haarten Brotkruste vor der Mahlzeit kann den Zähnchen und der Speichelabsonderung nur förderlich sein.

Allzugroße Abwechslung ist nicht zu empfehlen, wie auch die Leckerbissen seltener zu geben sind, da das hierdurch verwöhnte Kind die einfachen und bekömmlichsten Breie dann bald verweigern wird. Ist man gegen Ende des Jahres so weit, daß bei der Morgen-, Mittag- und Abendmahlzeit Beinahrung gegeben wir [sic], so soll die Tagesmenge der Milch (Vollmilch seit dem 8.Monat) etwas unter einem Liter bleiben.

Interessant ist hier, dass die Beikost quasi eingeschmuggelt statt eingeführt werden soll. 

Folgende Rezepte finden sich auf Seite 75:

Grieß- oder Tapiokabrei in Bouillon. Auf einen halben Liter Kalbs- oder Geflügelbouillon einen Eßlöffel Grieß oder Tapioka. Den Grieß sehr lange kochen (anderthalb Stunden). Die verdunstete Flüssigkeit ist zu ergänzen, eventuell durch Milch (Milchgrieß).

Zwiebackbrei. Im Mörser zerstampfter Zwieback (Potsdamer, Friedrichsdorfer, Opel) wird in etwas Wasser geweicht und gekocht und dann mit Milch versetzt. Geringer Zuckerzusatz. Der Brei soll so weich sein, daß ein Durchsieben unnötig.