Muttermilch ist immer gut. Sie ist beim Stillen nach Bedarf immer genau auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt. Einzig bei extrem mangelernährten Müttern ist die Qualität der Muttermilch nicht gewährleistet. In Zeiten vor modernen Laboruntersuchungen als man noch nicht mal anseitsweise wusste, was in Muttermilch alles drin ist, oder wie überhaupt Verdauung wirklich funktioniert, hatten die Mediziner ihre eigenen Ideen, woran sie die Qualität von Muttermilch beurteilen könnten.

"Eine gute Milch muß geruchlos seyn, weiß bläulich und wässerig aussehen, unmerklich süß wie die Mandelmilch schmecken, nicht zu flüssig und nicht zu dick, wohl aber sehr löslich im Wasser seyn. Beim Auftropfen auf den Nagel, muß sie langsam ablaufen und ein wenig ankleben, im Wasser eine Wolke bilden, ins Auge getropft keine brennende Empfindung hervorbringen, und wenn man sie eine Zeitlang ruhig stehen läßt, nicht zu viel Rahm absetzen. Ein fremdartiger Geruch, ein auffallender Geschmack, eine gelbe, blaue grünliche oder andere unnatürliche Farbe, zu klebrige dicke, fette Beschaffenheit, sind Zeichen einer schlechten ungesunden Milch."

Taschenbuch für Mütter, Adolph Henke, 1832

Vor allem die hier beschriebene "Nagelprobe" wurde gerne durchgeführt, um prüfen, ob eine Amme gesunde Milch lieferte. In der Regel wurden diese Untersuchungen hauptsächlich für die Wahl der Amme benutzt. Die Milch der Mutter nahm man als passend an, oder beurteilte ihre Qualität am Gedeihen des Kindes.