Darüber war man sich über lange Zeit ungewöhnlich einig. Es sind neun Monate.

1832

"Die Natur hat wohl im Allgemeinen den Zeitpunkt angedeutet, wo das Kind zu entwöhnen ist. Das Erscheinen der ersten Zähne beweist nämlich, daß von diesem Zeitraum an, dem Kinde eine festere Nahrung ein Bedürfniß sey.

Nach diesem Winke der Natur würde es also am besten seyn, die Kinder zwischen der zwanzigsten und sechs und dreißigsten Woche zu entwöhnen; allein Abweichungen von dieser allgemeinen Regel werden sowohl durch den Gesundheitszustand und Befinden der Mutter, als auch vorzüglich durch die Stärke und Körperbeschaffenheit, das Wachsthum, die mehr oder minder fort schreitende Entwicklung des Kindes, und dessen Gesundheit, nöthig gemacht. (...)

Hat die Mutter oder Amme keinen Mangel an Milch, und treten die in den frühern Abschnitten genannten Veränderungen nicht ein, welche das Entwöhnen von Seiten der Säugenden rathsam machen, so mag ein schwächliches Kind immerhin neun Monate hindurch, oder bis gegen das Ende des ersten Jahres gestillt werden."

Taschenbuch für Mütter, Adolph Henke, 1832

1883

"Was nun das Entwöhnen im Allgemeinen betrifft, so gilt es als alte Regel, daß keine Frau länger als 9 Monate stillen soll. Meist verbietet sich dies, wenigstens in den Städten, von selbst, da die wenigsten unserer Frauen für so lange Zeit ausreichenden Milchvorrath haben."

Das Buch von der gesunden und kranken Frau, Dr. med. Ernst Kormann, 1883

1891

"Gesunde und vollsaftige Mütter dürften einen Zeitraum von sieben bis neun Monaten, in welcher Periode gewöhnlich die ersten Zähne des Kindes erscheinen, dazu bestimmen."

Das Buch der Mütter, Marie Susanne Kübler, 1891

1892

"Manche Frauen sind imstande, nachdem sie ein Kind neun Monate lang gestillt haben, noch ein zweites ebenso lange zu ernähren. Dies sind namentlich solche, die schon ein oder mehrere Kinder gehabt und ernährt haben. Beim ersten Kind pflegt die Milch früher knapp zu werden."

Wie behütet man Leben und Gesundheit seiner Kinder?, Dr. Ernst Brücke, 1892

1898

Die Natur hat dir selbst die Zeit bestimmt, während der dein Kind an der Mutterbrust Nahrung finden soll. Neun Monate lang hast du es mit deinem Herzblut ernährt, und die gleiche Zeit sollst du es an deiner Brust nähren.

Mutter und Kind - Ein Lexikon der Kinderstube, J. von Wedell, 1898

1921

"Ist der neunte Monat erreicht, so kann man mit Pausen von je einer Woche, um nicht bei plötzlichem Vorgehen eine stärkere Milchstauung zu verursachen, die weiteren drei Brustmahlzeiten durch künstliche Ernährung ersetzen."

Der Säugling - Seine Entwicklung, Pflege und Ernährung, Dr. Otto Köhler, 1921

Auch heute hört man vor allem in anthoposophischen Kreisen noch die Behauptung, dass neun Monate die ideale Stillzeit wären. Wir können wohl mit ziemlicher Bestimmtheit sagen, dass diese Ansicht einfach nur eine Überlieferung ist, und keinerlei objektiven Hintergund hat.