Ein Beispiel für die Lehrgeschichten aus der Säuglingspflegefibel von Schwester Antonie Zerwer.

Strampelfreiheit.

Habt ihr schon mal gesehen, wieviel Säuglinge zwar glatt und schön in ihren Bettchen liegen, aber meist verdrießlich sind, und wenn man mit ihnen spricht, gleich weinen? Seht sie euch mal unter der Decke an! Sie sind eingewickelt; müssen still liegen, wie in einem Schraubstock, weil die Mutter denkt, sie könnten sich erkälten oder die schöne Decke schmutzig machen.

Seht euch andere an, die nur eine Windel umgeknüpft oder ein leichtes Höschen anhaben und mit Ärmchen und Beinchen strampeln können, soviel sie wollen! Die Decke liegt zwar nicht immer grade, aber was schadet's, die Stimmung des kleinen Menschen ist gut. Er strampelt und kreischt vor Vergnügen, bis er müde ist und hofft dann, daß seine Pflegerin aufpaßt und ihn bedeckt, damit er sich nicht abkühlt und krank wird.

In diesen wenigen Sätzen sind so viele Dinge versteckt, die irritieren und verstören. Ein Baby, das still schweigt und erst weint, wenn man zu ihm geht? Haben Mütter wirklich so viel Wert auf Ordnung gelegt, dass die Babydecke nicht verrutschen durfte? Nicht eingewickelte Babys beschäftigen sich fröhlich mit sich selber bis sie müde werden und einschlafen?

Für mich wirft dieses Lehrstück mehr Fragen auf als es beantwortet.