Erst im 20. Jahrhundert wurden die Frauen mit dem Einsetzen der Wehen auf das Geburtsbett befördert. Früher war es absolut üblich, dass sie sich frei bewegten.

Die zweyte Periode der Geburt beginnt mit der anfangenden Eröffnung des Muttermundes und endet wenn derselbe vollständig erweitert ist. Sie geht also auf die Eröffnung der Gebärmutter aus, um dem Kinde und der Nachgeburt den Ausgang zu bereiten. Deswegen wird dieser Periode auch die vorbereitende genannt und die Wehen, welche während ihrer Dauer wirken, heißen vorbereitende Wehen. Es wird jetzt noch nichts vom Eye ausgestoßen, es wird erst die Vorbereitung dazu gemacht. Die vorbereitenden Wehen sind beträchtlich stärker, als die vorhersagenden, daher verursachen sie auch mehr Schmerz. Die robusteste Frau empfindet sie und sucht sich anfänglich durch Hin- und Hergehen (durch Kreisen) dagegen zu schützen; allein es verschafft der Gebährenden keine Erleichterung, und weil gegen das Ende dieser Periode die Zusammenziehungen der Gebährmutter so stark werden, daß sie die Schenkel mit erschüttern, so wird es den Kreisenden gewöhnlich unmöglich, länger zu stehen oder zu gehen, sie legen oder setzen sich nun am liebsten. Dasselbe thut auch das gebärende Thier; wenn es vorher längere Zeit umhergestampft hat, hin- und hergetrippelt ist, so legt es sich, wenn ihm die Wehen zu umgreifend, zu erschütternd werden.

Lehrbuch der Hebammenkunst, Dr. Johann Christian Gottfried Jörg, 1820

Darum heißt der Kreißsaal auch Kreißsaal. Von dort aus wandelte sich der Begriff, so dass "kreißen" später auch "in Geburtswehen schreien (und stöhnen)" hieß.

In der Eröffnungsperiode darf die regelmäßig Gebärende ganz nach Belieben und abwechselnd gehen, stehen oder liegen, wie es ihr bequem ist; sie darf auch schlafen, wenn sie die Ruhe dazu hat. Kommt eine Wehe, so sucht sie sich zu stützen. Auf dem zweckmäßig hergerichteten Geburtslager findet sie die gewünschte Stütze für das Kreuz; ging sie umher, so setzt sie sich während der Wehe, oder stellt sich mit dem Rücken gegen eine Wand und stützt sich mit den Händen auf die Lehne eines vor ihr stehenden Stuhls; oder sie ergreift die ihr dargebotenen Hände der Hebamme. All' diese Bequemlichkeit ist der Gebährenden zu gewähren, nur darf sie die Stütze ja nicht zum Pressen mißbrauchen. Alles Mitpressen in der Eröffnungszeit ist sehr schädlich, es macht vorzeitigen Blasensprung, krampfhafte Wehen und verzögert auf diese Weise die Geburt, macht sie schmerzhafter, und kann selbst Gefahr herbeiführen.

Lehrbuch der Hebammenkunst, Dr. Bernhard Sigmund Schultze, 1864