Strampelfreiheit
Strampelfreiheit.
Habt ihr schon mal gesehen, wieviel Säuglinge zwar glatt und schön in ihren Bettchen liegen, aber meist verdrießlich sind, und wenn man mit ihnen spricht, gleich weinen?
"Wohlmeynender Rath für Aeltern" aus 300 Jahren Erziehungsratgebern und wie dieser sich bis heute auswirkt.
Strampelfreiheit.
Habt ihr schon mal gesehen, wieviel Säuglinge zwar glatt und schön in ihren Bettchen liegen, aber meist verdrießlich sind, und wenn man mit ihnen spricht, gleich weinen?
Ein Beispiel für die Lehrgeschichten aus der Säuglingspflegefibel von Schwester Antonie Zerwer.
Strampelfreiheit.
Habt ihr schon mal gesehen, wieviel Säuglinge zwar glatt und schön in ihren Bettchen liegen, aber meist verdrießlich sind, und wenn man mit ihnen spricht, gleich weinen? Seht sie euch mal unter der Decke an! Sie sind eingewickelt; müssen still liegen, wie in einem Schraubstock, weil die Mutter denkt, sie könnten sich erkälten oder die schöne Decke schmutzig machen.
Nach Entdeckung der Bakterien wurde Reinlichkeit geradezu zu einer zwanghaften Besessenheit in sämtlichen Bereichen des Lebens. Die Angst vor Ansteckung war allgegenwärtig.
Das hatte einige unschöne Folgen. Nicht nur, dass wir heute wissen, dass die Auseinandersetzung des Immunsystems mit diversen Keimen notwendig ist, um beispielsweise Allergien vorzubeugen (Stichwort: Generation Sagrotan). Nein, auch zwischenmenschlich bleibt einiges auf der Strecke, wenn man sich zuerst aufs gründlichste waschen muss, bevor man das weinende Baby hoch nimmt.
"Dürfen wir ein Kind küssen?
Nein, das ist eine große Sünde in der Säuglingspflege."
Säuglingspflegefibel, Schwester Antonie Zerwer, 3. Auflage, 1914
Die Säuglingspflegefibel von Ordens- und Krankenschwester Antonie Zerwer (1873-1956) ist ein Lehrbuch für die oberen Klassen der Volks- und höheren Mädchenschulen, also für Mädchen im Alter von ca. 10 bis 16 Jahren. Die erste Auflage erschien 1912 während die Autorin im berühmten Kaiserin-Auguste-Viktoria-Säuglingsheim in Berlin arbeitete, dessen Leitung sie 1924 übernahm. Sie war auf Wunsch des Arztes Arthur Keller 1908 von Magdeburg nach Berlin gekommen.