Die folgenden Beikostempfehlungen stammen aus dem Buch "Belehrungen für Schwangere", Dr. Johann Christian Gottfried Jörg, 1826

Neun Monate stillen und das Kind in regelmäßigen Mahlzeiten bei knapper Kost halten, so empfiehlt es Dr. Jörg "in zehn an gebildete Frauen gehaltenen Vorlesungen". Er war Königlich-Sächsischer Hofrat, ordenticher. Professor der Geburtshilfe an der Universität Leipzig, Direktor und Obergeburtshelfer an der Leipziger Entbindungsschule, außerordentlichen Beisitzer der medizinischen Fakultät und Mitglied "mehrer gelehrten Gesellschaften".

In der letzten Zeit des Stillens wird das Kind neben der Muttermilch nach und nach an andere Nahrungsmittel, z. B. an Zwieback, weißes Milchbrod, Semmel u. dergl. mit Fenchelthee, oder auch mit dünner Fleischbrühe aufgeweicht, gewöhnt. Zum Getränke empfahlen wir gutes, reines Wasser, auch ausgegohrenes, leichtes, helles Bier, und im Frühjahre und Sommer mitunter etwas Kuhmilch. Bei dieser Nahrung, welcher auch feiner Gries mit Fleischbrühe auf- und ganz weichgekocht, ferner dünne Bouillonsuppe mit oder ohne Eidotter und mit altbackenem weißem Brode, mit Grütze, Sago u. dergl. versetzt, zugesellt werden kann, bleibt das Kind, bis es das erste Lebensjahr zurückgelegt hat. Da sich bis zum zweiten Jahre die Verdauungskraft des Kindes beträchtlich verstärkt, so verträgt es von dieser Zeit an auch Tauben, Hühner, Kalb- und Rindfleisch in nicht zu großer Quantität. Eben so kann das Kind auch jetzt Wildpret, welche frisch und nicht alt ist, bekommen. Nebst dem Fleische, welches aber weder geräuchert, noch eingepökelt seyn darf, gibt man ihm auch die leichtern Zugemüse, als: Spinat, Möhren, junge Bohnen und Obst, jedoch alles dieses anfänglichh in geringer Quantität, weil der Magen nur ganz allmälig von seiner frühern Milchkost an diese Pflanzenspeisen gewöhnt werden darf. Im dritten Lebensjahre wird dieser Speiseetat so fortgesetzt, wie im zweiten und eben auch im vierten und fünften, nur daß man allmälig den hier genannten Nährmitteln mehrere zusetzen, und die Kost nach und nach in eine sogenannte Hausmannskost verwandeln kann. Es wird sich dieselbe am besten aus der doppelten Speiseordnung, welche wir unten beifügen wollen, ergeben. Vorher ist jedoch noch Einiges über die Quantität und über die Ordnung, in welcher die Speisen genommen werden müssen, zu erinnern.

Auf die Quantität der Speisen und auf die Ordnung, in welcher dieselben den kleinen Lieblingen gereicht werden, kommt weit mehr an, als wir gewöhnlich glauben. Die besten Speisen und Getränke werden nicht vertragen, wenn sie die Kinder in zu großer Quantität genießen, sie beschweren in diesem Falle den Magen schon mechanisch, und können dann durchaus nicht verdaut werden; daher muß eine jede Mutter die Quantität von Speisen und Getränken, welche einem jeden ihrer Kinder die angemessene ist, kennen zu lernen suchen, und dies zwar dadurch, daß sie von Zeit zu Zeit darauf achtet, wie viel das Kind von einer ungekünsteteln und nicht versüßten Speise mit Appetit zu sich zu nehmen pflegt.

Eben so nothwenig ist es für das Gedeihen der Kinder, daß wir ihnen die Nahrungsmittel in einer bestimmten Ordnung, und es ist Ihnen nur gar zu gut bekannt, daß da, wo Ordnung herrscht, alles besser geht, alles leichter gedeiht. Wie soll aber der zarte, der noch unausgebildete kindliche Körper ohne Ordnung bestehen, wie soll das Kind dabei ausdauen können, wenn es die Speisen ein Mal zu schnell auf einander und dann schon bekommt, wenn die früher genossenen noch nicht verdaut sind, oder, wenn es dieselben ein ander Mal in zu großen Zwischenzeiten erhält, wobei es für längere Zeit zu hungern gezwungen ist? Doch welche gute Hausmutter kennt nicht dern Werth der Ordnung? daher habe ich mich in der Empfehlung derselben bei der Speisung kleiner Kinder nicht weiter aufzuhalten und darf unverzüglich zur Mittheilung der versprochenen Speisepläne übergehen.

Speiseplan für Kinder vom Anfange des zweiten bis zu Ende des dritten Lebensjahres.

Des Morgens um 7 Uhr trinken solche Kinder eine kleinere oder größere Tasse voll warme Kuhmilch. Kann man ihnen dieselbe unmittelbar von der Kuh weg reichen, so ist es unstritig viel besser, und man läßt sie in einem solchen Falle nicht erst am Feuer erwärmen, sondern gibt sie hier mit dem natürlichen Wärmegrade. Mit dieser Milch kann dem Kinde etwas weniges Zwieback oder weißes Milchbrod, jedoch beides gut ausgebacken und hart, gegeben werden. Diese Quantität von Zwieback oder Milchbrod darf jedoch nicht so groß seyn, daß sie das Kind vollkommen sättiget, weil es sonst dadurch für den ganzen Tag träge gemacht wird. Der kindliche Magen ist zu keiner Zeit leerer und reizbarer, als des Morens. Wird derselbe aber in den Morgenstunden mit einem Male gänzlich vollgefüllt, so nimmt die genossene Nahrung die Verdauungskraft in einem zu hohen Grade in Anspruch und schwächt dadurch die andern Verrichtungen des kindlichen Körpers und Geistes. Schließen Sie nur von sich und von Ihren Befinden, das Sie empfinden, wenn Sie des Morgens unmittelbar nach dem Aufstehen zu viel Speisen und Getränke verzehrt haben.

Um 9 Uhr reicht man diesen Kindern einen Butterschnitt von weißem und harten Brode, oder, wo die Butter nicht so genossen wird, ein kleines Milchbrod, oder Semmel ohne Butter. Kindern, die dem ersten Lebensjahre noch sehr nahe stehen, kann man auch an dieser Stelle eine Bouillonsuppe mit weißem Brode essen lassen.

Des Mittags um 12 Uhr genießen sie eine Bouillonsuppe mit etwas Fleisch von Rauben, Hühnern etc. oder auch Fleisch mit Reis, Gräupchen u. dergl. Zum getränke dabei bedienen sie sich eines guten ausgegohrnen Bieres oder auch des Wassers.

Um 5 Uhr des Nachmittags erlaubt man ihnen etwas weißes Brod mit Butter oder mit Obst, mit Pflaumenmuß u. dergl., und Abends um 7 Uhr eine kleine Portion Suppe, damit der Magen nicht zu sehr vollgefüllt wird, indem die Kleinen die Nacht viel besser schlafen, wenn sie mit der halben Portion zu Bette gehen.

Speiseplan für Kinder vom vierten bis zum siebenten Lebensjahre.

Des Morgens um 7 Uhr bekommen diese eine Portion lauer Milch mit Milchbrode oder Semmel, oder eine Milchsuppe, auch wohl eine Biersuppe: um 9 Uhr eine Butterbremme, oder Brod mit Obst: um 12 Uhr eine Portion FLeisch mit einem Zugemüse und zum Getränke Bier.

Um 6 Uhr erhalten sie das Abendbrod, bestehend in einer Suppe nebst einem Butterschnitte, oder auch in einer geringern Quantität Fleisch mit einem leichten Zugemüse. Zum Getränke außer den Mahlzeiten wird reines gutes Wasser gegeben.