Der Keuchhusten ist eine der Krankheiten, die man seinem Kind dank Impfung heutzutage ersparen kann. Die Impfung bringt keine lebenslange Immunität, weshalb sie regelmäßig aufgefrischt werden sollte. Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass Keuchhusten nicht ausgerottet werden kann.
Die folgenden Texte sind nach heutigem Standard nicht wissenschaftlich. Sie sind von persönlichen Meinungen und zeitgenössischen Ideen geprägt. Diese Meinungen und Ideen können falsch sein und einige davon sind es nachweislich auch. Auf gar keinen Fall soll das hier Beschriebene als Anleitung für Vorbeugung, Behandlung oder Krankenpflege betrachtet werden. Das ist gefährlich! Im Zweifel bitte immer an Arzt/Ärztin wenden.
Bezeichnungen
Erreger
Infektion
Disposition
Inkubationszeit
Krankheitsbild und -verlauf
Komplikationen
Epidemien
Schutz
Pflegemaßnahmen
Sonstiges
Bezeichnungen
1832
"Der Keichhusten, Stickhusten. Diese Krankheit hat in den verschiedenen Provinzen von Deutschland in der Volkssprache mancherlei Benennungen, z.B. blauer Husten, Eselshusten, Schaafshusten, Kickhusten u.s.f."
Adolph Henke, "Taschenbuch für Mütter", Band 2
1891
"Der Keuchhusten, Stickhusten, blauer Husten"
Marie Susanne Kübler (Frau Scherr), "Das Buch der Mütter"
1892
"Tussis convulsiva"
Dr. Ernst Brücke, "Wie behütet man Leben und Gesundheit seiner Kinder?"
1964
"Pertussis"
Werner Catel, "Die Pflege des gesunden und des kranken Kindes"
Erreger
1891
"Auch der Keuchhusten soll durch mikroskopische Pilze und Pilzkeime entstehen, und der Ansteckungsstoff ist höchst wahrscheinlich in dem ausgehusteten Schleim enthalten."
Marie Susanne Kübler (Frau Scherr), "Das Buch der Mütter"
1900
Pertussisbakterium, 1900 entdeckt von Bordet und Gengou.
Albert Herrlich (Hrsg), Handbuch der Schutzimpfungen, 2013
1964
"Keuchhustenbakterium (Bordet und Gengou)"
Werner Catel, "Die Pflege des gesunden und des kranken Kindes"
1972
"Der Erreger ist ein Bakterium, das schon lange bekannt ist."
Prof. Dr. Kurt Hofmeier, Dr. Friedrich Müller, Prof. Dr. Werner Schwidder, "Alles über dein Kind", Band 2
Infektion
1798
"Die schlimmste und heftigste Art des Kinderhustens ist der Keichhusten, der blaue Husten, der Stickhusten. Mehrentheils ist er grassirend, und man hält ihn für ansteckend. Aber ein ähnlicher krampfartiger Husten kann auch ohne Ansteckung bey sonst gesunden und starken Kindern entstehen, wann sie der Nässe und Kälte ausgesetzt gewesen, oder bey warmem Leibe schleunig abgekühlt wurden."
Heinrich Felix Paulitzky, "Anleitung für Landleute zu einer vernünftigen Gesundheitspflege"
1939
"Eine Übertragung findet nur durch direktes Anhusten, nicht durch Zwischenträger statt. Eltern und Pflegerinnen gefährden also gesunde Kinder nicht. Allerdings ist der Keuchhusten auch schon im Vorstadium, wo noch keine sichere Diagnose gestellt werden kann, ansteckend und wird begreiflicherweise in diesen Wochen, wo man ihn noch für eine harmlose Erkältung hält, am häufigsten weiterverbreitet. Die ersten Anzeichen der Erkrankung treten etwa 10-15 Tage nach erfolgter Ansteckung unter dem Bilde des erwähnten leichten Hustens auf, der dann im Laufe der nächsten Zeit einen mehr oder weniger heftigen Charakter annimmt. Die Dauer des Keuchhustens hängt von der Schwere des Verlaufs ab. Jedenfalls hat man mit Wochen, unter Umständen auch mit Monaten zu rechnen. Als nicht mehr ansteckend kann ein Kind erst dann gelten, wenn es nicht mehr hustet, und ist bis dahin von gesunden Spielkameraden und der Schule fernzuhalten."
Dr. med. Luise von Seht, "Kinder - Glück und Sorge der Mutter"
1964
"Tröpfcheninfektion. Die Übertragung findet meistens im katarrhalischen Stadium (siehe unten) statt, in dem Symptome der Krankheit noch uncharakteristisch sind."
Werner Catel, "Die Pflege des gesunden und des kranken Kindes"
1972
"Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion. Beträgt die Entfernung von dem hustenden Kind zu einem anderen Kind aber mehr als einen Meter, so ist die Übertragung bereits unwahrscheinlich, da das Bakterium rasch zugrunde geht. So ist denn das Zusammensein von Kindern im Freien verhältnismäßig ungefährlich. Sehr groß ist aber die Ansteckungsgefahr natürlich innerhalb eines geschlossenen Raumes.
Die Ansteckungsgefahr beginnt sogleich bei Beginn der Erkrankung. Sie ist im ersten Stadium der Erkrankung am stärksten, und das trägt zur starken Verbreitung des Keuchhustens bei, weil dieses erste Stadium zunächst von einem gewöhnlichen Katarrh nicht zu unterscheiden ist. Ist der Höhepunkt der Keuchhustenerkrankung, das sogenannte Krampfstadium erreicht, so schwindet die Ansteckungsfähigkeit bald."
Prof. Dr. Kurt Hofmeier, Dr. Friedrich Müller, Prof. Dr. Werner Schwidder, "Alles über dein Kind", Band 2
Disposition
1891
"[Der Keuchhusten] kann sich in allen Perioden des Kindesalters entwickeln, befällt aber meist Kinder zwischen dem zweiten und achten Lebensjahre. Bis zum Alter von sechs Monaten ist die Krankheit selten; etwas häufiger tritt sie vom sechsten Monate bis zum vollendeten ersten Lebensjahre auf; vom achten Jahre an kommt sie nur noch selten vor, doch sind schon Zehn- und Zwölfjährige noch davon ergriffen worden. Sie befällt vorzugsweise schwächliche und zarte, selten kräftige Kinder, Mädchen etwas häufiger als Knaben. Er sucht in der Regel Menschen nur einmal im Leben heim."
Marie Susanne Kübler (Frau Scherr), "Das Buch der Mütter"
1964
"Der Keuchhusten ist zwischen dem 1. und 3. Lebensjahr besonders häufig, jedoch bleiben auch jüngste Säuglinge bzw. Erwachsene nicht verschont. Sehr selten erkranken Menschen zweimal an Keuchhusten; das Überstehen desselben hinterläßt in der Regel eine lebenslängliche Immunität."
Werner Catel, "Die Pflege des gesunden und des kranken Kindes"
1972
"Die Empfänglichkeit für die Keuchhustenerkrankung ist sehr groß und in allen Lebensaltern vorhanden. So können auch schon sehr junge, ja sogar neugeborene Kinder an Keuchhusten erkranken. Die wenig beachtete Tatsache, daß auch zahlreiche Erwachsene bis in das Greisenalter hinein an Keuchhusten leiden können (dieser tritt in etwas anderer Form beim Erwachsenen auf als beim Kind), trägt auch sehr zur Weiterverbreitung des Keuchhustens bei.
Die Keuchhustenerkrankung hinterläßt keine sichere, dauernde Immunität, doch sind Zweiterkrankungen im Kindesalter sehr selten."
Prof. Dr. Kurt Hofmeier, Dr. Friedrich Müller, Prof. Dr. Werner Schwidder, "Alles über dein Kind", Band 2
Inkubationszeit
1929
"8 Tage."
Dr. med. Erich Krasemann, "Säuglings- und Kleinkinderpflege in Frage und Antwort"
1939
"etwa 10-15 Tage"
Dr. med. Luise von Seht, "Kinder - Glück und Sorge der Mutter"
1954
"7-21 Tage."
Helene Howad, "Mutter und Säugling in gesunden und kranken Tagen"
1964
"1-3 Wochen."
Werner Catel, "Die Pflege des gesunden und des kranken Kindes"
1972
"Die Inkubationszeit ist ungewiß, sie liegt zwischen einer bis zu drei Wochen."
Prof. Dr. Kurt Hofmeier, Dr. Friedrich Müller, Prof. Dr. Werner Schwidder, "Alles über dein Kind", Band 2
Krankheitsbild und -verlauf
1798
"Dieser Husten hält nicht beständig an, sondern er macht gewisse Anfälle. Wenn ein solcher Anfall eintritt, so kommt das Kind fast außer Athem; wenn es die Luft einzieht, so machts ein Geräusche, als wenn es ersticken wollte, es wird blau im Gesicht, die Augen laufen ihm über, oft fängt ihm die Nase an zu bluten, manchmal ist Blut unter dem Auswurf. Der Husten hält mit gleicher Heftigkeit an, bis sich das Kind erbricht; dann hat es eine Zeitlang Ruhe, bis wieder ein neuer Anfall kommt. Gemeiniglich sind die Zufälle der Krankheit um den andern Tag merklich schlimmer."
Heinrich Felix Paulitzky, "Anleitung für Landleute zu einer vernünftigen Gesundheitspflege"
1832
"Der Keichhusten hat drei Zeiträume.
In dem ersten Zeitraum den man gemeiniglich den katarrhalischen nennt, bemerkt man einen zwar trockenen aber gelinden nicht angreifenden Husten, trübe thränende Augen, mattes Aussehen, häufiges Niesen, Heiserkeit, Schnupfen, abwechselnd Frösteln, überlaufende Schauder und fliegende Hitze, unruhigen Schlaf, Eigensinn und Grämlichkeit an den Kindern.
Diese Zufälle, die ohnehin nicht immer alle, und bei allen Kindern vorkommen, werden gewöhnlich nicht sehr geachtet, einem Schnupfen oder dem Zahnen zugeschrieben, bei robusten kräftigen Kindern auch wohl ganz übersehen. Gewöhnlich währen diese Zufälle acht Tage, und noch länger; bei heftigen Epidemien aber auch nur drei bis vier Tage.
Bald merklicher, bald unmerklicher gehn diese Zufälle, in dem zweiten Zeitraume, in den eigentlichen Keich- oder Stickhusten über.
Die Kinder bekommen nun einen krampfhaften und stickenden Hustenanfall, wobei sie zuerst schnell und heftig ausathmen, worauf dann unter einem eignen heißer pfeifenden Tone, ein gewaltsames Einathmen erfolgt, bei dem die Kinder, wie man gemeiniglich sagt, ausbleiben, oder sich verfangen. Auf dieses eigenthümlich tönende tiefe Einathmen (das man an dem Laute leicht wieder erkennt, wenn man ihn einmal gehört hat), erfolgen dann Stöße eines kurz abgebrochnen gellenden Hustens, und dieses wechselt so lange als der Anfall währt, der mit ein wenig Schleimauswurf, oder mit Erbrechen zu endigen pflegt.
Der Husten ist mit einer gewaltsamen Erschütterung und Anstrengung des ganzen Körpers verbunden, besonders in den heftigern Anfällen, welche Erstickung zu drohen scheinen. Das Gesicht wird aufgetrieben, roth, kirschbraun, die Augen quellen hervor, die Lippen werden blau, und der Angstschweiß rinnt vom Gesicht herab. Nicht selten schließt, bei der heftigen Anstrengung im Husten, Blut aus Mund und Nase hervor. Bei sehr heftigen Anfällen bekommen die Kinder Zuckungen, die Hände und Füße sind kalt und zittern, und bei sehr jungen Kindern geht nicht selten Urin und Stuhlgang unwillkürlich ab. Die Fälle, wo ein Anfall wirklich mit Erstickung oder Ohmmacht endet, sind zum Glück höchst selten. Ein solcher Anfall von Stickhusten, der bei weitem häufiger nicht den hier beschriebenen Grad von Heftigkeit erreicht, währt von einer halben, bis zu fünf, sechs Minuten, bis ein Auswurf von mehr oder weniger zähem Schleim, oder Erbrechen erfolgt.
Nach dem Anfall tritt eine völlig freie Zwischenzeit ein, die, je nachdem die Krankheit überhaupt heftiger oder gelinder, oder im Zunehmen oder Abnehmen ist, von einer halben Stunde bis zu zwei, drei und mehrere Stunden währen kann. Gleich nach dem Anfall sind die Kinder sehr matt, aber binnen einigen Minuten erholen sie sich meistens wieder, kehren zu ihren gewohnten Spielen und Beschäftigungen zurück, und essen, besonders wenn Erbrechen vorherging, mit großer Begierde.
Vor einem neuen Anfall des Hustens haben die meisten Kinder ein gewisses Vorgefühl. Eine kitzelnde kribbelnde Empfindung in der Herzgrube, oder ein Gefühl von Angst und Zusammenschnüren in der Luftröhre und Brust, oder Schwindel, Kälte in den Füßen sind häufig die Vorboten.
Das Kind sucht sich dann, an dem was ihm am nächsten steht, festzuhalten, oder daran zu stemmen, um sich im Anfall Erleichterung zu verschaffen. Kinder welche liegen, fahren dann heftig in die Höhe, und biegen sich weit nach vorne über, wenn sie sich nicht halten können.
Bei Nacht, und vorzüglich gegen Morgen sind die Anfälle am häufigsten und beschwerlichsten. Uebrigens treten sie nicht regelmäßig zu einer bestimmten Zeit ein, und auch zufällige Ursachen, z. B. schnelles gieriges Essen, Erkältung, Aerger, heftige Körperbewegungen, Niesen, Lachen, starke Gerüche, Dämpfe, und selbst der Anblick eines andern hustenden Kindes können einen Hustenanfall zu jeder Zeit erregen.
Robuste und kräftige Kinder scheint der Husten, selbst wenn er heftig ist, zuweilen nur wenig anzugreifen, jedoch bemerkt man meistens einige Abmagerung, Blässe und Mattigkeit, und die Kinder pflegen unlustig, grämlich und eigensinnig zu seyn. Ist der Husten heftiger, und das Kind schwächlich, so bemerkt man bald ein Fieber, das gegen die Nacht zu heftiger wird.
Dieser Zustand kann von vierzehn Tagen bis zu sechs Wochen, und länger, dauern. Wenn die Krankheit einen guten Gang nimmt, so werden die Anfälle von Husten allmählig gelinder, kommen seltner, und währen nicht so lange. Der Auswurf löst sich dann leichter, und der Husten verliert das Krampfige."
Adolph Henke, "Taschenbuch für Mütter", Band 2
1891
"Der Keuchhusten beginnt wie ein gewöhnlicher Katarrh, charakterisiert sich aber bald durch einen trockenen, zuweilen ziemlich schnell sich wiederholenden Husten, welcher in der Nacht weit häufiger als am Tage ist. Die Vorboten desselben äußern sich darin, daß die Augen thränen; das Gesicht drückt Niedergeschlagenheit und Traurigkeit aus, die Kinder sind müde, eigensinnig, klagen bisweilen über Kopfweh, niesen häufig, haben Schnupfen oder Nasenverstopfung und es tritt abwechselnd Frösteln und vorübergehende Hitze auf. Der Schlaf ist unruhig; nach zwei bis drei Tagen, oft auch nach Wochen erst wird der Husten heftiger und wiederholt sich zuweilen 40-50mal in einer Minute. Während er anfangs ohne das kennzeichnende Pfeifen und ohne Erbrechen erscheint, tritt er jetzt krampfhaft, konvulsivisch auf und zwar meistens nachts in gewisser Regelmäßigkeit. Tritt ein Anfall ein und liegt das Kind, so setzt es sich rasch auf; steht es, so läuft es oft schon im Vorgefühl eines solchen den Eltern oder der Wärterin entgegen, oder es geht einige Schritte, um den nächsten festen Körper zu fassen, sich anzuklammern und einen Stützpunkt zu haben. Der Husten beginnt dann mit einem langen, keuchenden Einatmen, worauf fünf, sechs und noch mehr anstrengende, kurz und gellend abgestoßene Aushustungen so schnell hintereinander folgen, daß kein Einatmen dazwischen mehr möglich ist. Erst wenn diese wiederholten Hustenstöße aufhören, holt das Kind tief Atem, was oft in einem langgedehnten, keuchendschallenden Stöhnen erfolgt oder ein pfeifendes Geräusch verursacht, worauf nun meist ein Faden ziehender Schleim ausgeworfen wird, zuweilen aber auch Erbrechen eintritt. Jeder solcher Anfälle dauert 1 1/2 bis 2 Minuten und sie folgen sich oft mit nur kurzer Unterbrechung 15 bis 20 hintereinander, so daß das arme Kind außer Atem kommt und man es ersticken zu sehen meint. Das Gesicht wird dabei violett oder blau aufgedunsen; die oft sogar mit Blut unterlaufenen Augen thränen und treten hervor, der Blick drückt eine bedeutende Angst aus, Hände und Füße werden kalt, oft stellen sich Zuckungen des Gesichtes ein. Bei sehr heftigen Anfällen kommen hie und da Blutungen aus Mund und Nase, sowie unwillkürliche Harn- und Stuhlentleerungen, sogar Bruchschäden vor. Nach jedem Anfalle fühlt sich das Kind einige Zeit mehr oder weniger ermattet, besonders wenn demselben Erbrechen folgte; in der Zwischenzeit befindet es sich jedoch wohl; denn gewöhnlich bleibt beim Keuchhusten das Allgemeinbefinden gut, der Appetit ist meistens unverändert und die Verdauung nicht gestört; allein zuweilen vertragen die Kinder die Speisen nicht, weil das Essen Hustenanfälle mit Erbrechen erregt und so die Speisen sofort wieder ausgeworfen werden. - Steigern sich die Anfälle so, daß ihrer binnen vierundzwanzig Stunden gegen vierzig eintreten, so ist das Kind auch in den Ruhepausen bleich, erschöpft und leidet an Kopf- und Brustschmerzen. Tritt anhaltendes Fieber ein, so ist die Entwickelung einer anderen Krankheit zu befürchten. Keuchhustenkranke Kinder sind nämlich sehr zu Lungenentzündungen und auch zu schweren Gehirnleiden geneigt.
Die Hustenanfälle kehren stets in unbestimmten Zwischenräumen und teils ohne irgendwelche Veranlassung wieder, teils werden sie durch Gemütsbewegungen, Lachen, Weinen, Ärger, Schrecken, durch starke Körperbewegungen, kalte und unreine Luft, besonders aber durch das Essen hervorgerufen. Die Krankheit selbst ist von unbestimmter, gewöhnlich aber sehr langer Dauer; denn schon ihr erster, der katarrhalische Zeitraum, kann wochenlang dauern; der zweite oder krampfhafte kann im günstigsten Falle in drei bis vier Wochen, oft aber erst nach Monaten gehoben werden. Nachdem die Hustenanfälle während vierzehn Tagen immer heftiger und häufiger geworden, gehen sie gewöhnlich längere Zeit in derselben Weise fort und zeigen sich nun allmählich weniger heftig und häufig; endlich wird die Stimme wieder klingender, das Erbrechen hört auf, der Husten verliert seinen krampfhaften Charakter, ist weniger quälend und trocken und die Kinder werfen dabei einen reichlichen, weißlichen oder grünlichgelben Schleim aus. Die Ärzte nennen deshalb diese Periode die Schleimperiode; sie dauert ebenfalls wieder einige Wochen an, führt aber bei dem meistens glücklichen Verlauf der Krankheit zur vollständigen Genesung, obwohl es auch Kinder giebt, welche viele Monate, oft Jahre lang von Zeit zu Zeit noch einen oder zwei Anfälle bekommen, die aber fast immer durch einen heftigen Ärger oder durch zu rasches Laufen hervorgerufen werden."
Marie Susanne Kübler (Frau Scherr), "Das Buch der Mütter"
1915
"Ein Husten, der wie jeder andere Erkältungshusten klingt, leitet die Krankheit ein. Doch fällt es schon bald auf, daß der Husten in der Nacht stärker ist und häufiger auftritt als am Tage. Immer häufiger wird der Husten, immer länger die einzelnen Hustenstöße, schon kann der Arzt die fast sichere Vermutung aussprechen, daß wohl ein Keuchhusten im Anzug ist, da erfolgt eines Abends, meist wenn das Kind noch einmal geweckt wurde und etwas weinerlich ist, der erste deutliche Anfall. In kurzen, rauhen Stößen beginnt es, ein entsetzlicher Reiz peinigt das Kind, immer wieder muß es aushusten, es wird blau, es bekommt keine Luft mehr, es erscheint dem Ersticken nahe, die Hände krampfen sich um Bett oder Stuhl, da erfolgt ein laut juchendes Einatmen und gleich beginnt die Qual von neuem. Endlich hört es mit einem Würgen auf, durch das glasheller Schleim hervorgebracht wird. Nur wenige Sekunden hat aber auch jetzt das Kind Ruhe, dann löst ein neuer Anfall den anderen ab, manchmal noch ein dritter. Das Erbrechen von Schleim und Nahrung setzt dann endlich dem ganzen Anfall ein Ende. Ein ausgesprochener Keuchhustenanfall ist unverkennbar. Die Kinder fühlen ihn auch schon eine Weile kommen, die größeren suchen sich schnell einen Stützpunkt oder ein Eckchen, das sie mit dem Erbrechen verunreinigen können, die kleineren schmiegen sich ängstlich weinend an ihre Mutter an. Das Gesicht der Kinder bekommt einen charakteristischen Ausdruck. Die Augen schwellen an, das Gesicht ist gedunsen. Kleine Blutungen finden sich in den Bindehäuten des Auges."
"Die Zahl der täglichen Anfälle schwankt zwischen vier bis über 30 am Tage, sie nehmen mit der Zeit zuerst an Heftigkeit und Häufigkeit zu. Die Gesamtdauer der Krankheit beträgt meist nicht unter 4 bis 5 Monate. Allmählich werden die Anfälle seltener, treten nur noch nachts oder wenn das Kind gereizt wurde auf und gehen wieder in einen gewöhnlichen Husten über."
Dr. med. Paul Croner, "Ich und mein Mütterlein"
1929
"3 Stadien. 1. Lufröhrenkatarrh (14 Tage), 2. Stickhustenanfälle (14 Tage bis 4 Wochen) Gesicht dabei blaurot, am Ende des Hustenanfalls krähendes Einziehen der Luft. Erbrechen. Geschwür unter der Zunge, oft Blutingen unter die Augenbindehaut, 3. Abnahme der Zahl der Hustenanfälle, einfacher Katarrh (14 Tage)."
Dr. med. Erich Krasemann, "Säuglings- und Kleinkinderpflege in Frage und Antwort"
1939
"Dem Keuchhusten ist, wie vielen Kinderkrankheiten, eigen, daß den eigentlichen Symptomen ein uncharakteristisches Stadium vorangeht. Die Kinder husten zunächst wie sonst auch bei einer gewöhnlichen Erkältung. Vielleicht nur ein wenig härter. Wenn die Eltern nicht zufällig um eine Ansteckungsmöglichkeit wissen, pflegt ihnen dieser Husten vorläufig nicht weiter aufzufallen. Sie geben vielleicht irgendeinen Hustensaft und nehmen an, daß die Sache damit nun bald erledigt sein wird. Weil aber der Husten trotz Arznei, Tee, Wickel usw. nicht weichen will, ja sogar mit Vorliebe des Nachts auftritt, wird schließlich doch der Arzt gerufen. Dieser kann wahrscheinlich auch noch nichts Bestimmtes sagen. Doch ist die Thatsache, daß der Husten das Kind nachts im Schlaf stört, immer verdächtig.
Nach Verlauf von 2-3 Wochen entwickeln sich dann die typischen Keuchhustenanfälle, die sowohl ihrer Zahl sowie auch ihrer Stärke nach außerordentlich verschieden sein können. In typischen Fällen husten die Kinder ununterbrochen auffallend hart und stoßweise. Die einzelnen Stöße folgen schließlich so rasch aufeinander, daß in den Zwischenpasusen keine Zeit bleibt, Luft zu schöpfen und erstickungsartige Anfälle auftreten. Die Atmung wird dann krampfhaft und ziehend, das Gesicht von der Anstrengung gerötet und gedunsen. Nicht selten tritt zum Schluß der Attacke Erbrechen auf, das gewöhnlich mit Speiseresten untermischten Schleim zutage fördert. Die Kinder machen in diesem Zustand einen sehr gequälten Eindruck. Kleine Patienten fangen manchmal schon an zu schreien, sobald sie spüren, daß sie husten müssen, weil sie die bevorstehenden Qualen fürchten. In schweren Fällen können sich die Anfälle nachts derart häufen, daß stündlich oder noch öfter eine Hustenattacke einsetzt. Die Wirkung auf das Allgemeinbefinden ist entsprechend ungünstig. Der Appetit läßt nach, und die Kinder werden blaß und mager. Die Augenlider schwellen infolge der Anstrengung beim Husten an und verleihen dem Gesicht ein für Keuchhusten charakteristisches Aussehen. Die Krankheit verläuft jedoch nicht immer in der soeben geschilderten Form. Es kommen alle möglichen Übergänge von ganz leichten bis zu schweren und schwersten Fällen vor. Ich habe einmal erlebt, daß in einer Familie das älteste zwölfjährige Mädchen an heftigem Keuchhusten mit blutigem Erbrechen und nachfolgender Lungenentzündung erkrankte. Bei dem kleinen sechsjährigen Bruder trat er in mittelschwerer Form mit typischen Anfällen auf. Bei der zehnjährigen Schwester dagegen deutete nur ein leichter Husten auf den eigentlichen Charakter der Infektion hin."
Dr. med. Luise von Seht, "Kinder - Glück und Sorge der Mutter"
1954
"heftige, langandauernde Hustenanfälle (kurze, ohne Einatmung aufeinanderfolgende Hustenstöße) mit Erbrechen. Das Kind wird blau, würgt glasigen Schleim hervor und atmet unter einem krähenden Laut wieder ein. Bei jungen, schwächlichen Kindern führt der Husten oft zu Lungenentzündung."
Helene Howad, "Mutter und Säugling in gesunden und kranken Tagen"
1964
"[Der Inkubationszeit] folgt das katarrhalische Stadium (Dauer 1-2 Wochen). Es ist gekennzeichnet durch Fieber, Schnupfen und Husten; der Keuchhusten gleicht jetzt also noch völlig einer einfachen Erkältungskrankheit. In diesem Stadium ist er am ansteckungsfähigsten. Allmählich wird der Husten stärker, er tritt anfallsweise, und zwar besonders in der Nacht, auf. Die Krankheit geht mir diesen Erscheinungen in ihr zweites Stadium über, das als Krampfstadiumbezeichnet wird (Dauer 3-6 Wochen): Die Anfälle werden immer häufiger und verlaufen nunmehr so charakteristisch, daß aus ihnen das Vorliegen eines Keuchhustens leicht erkannt werden kann. Der typische Anfall besteht aus mehreren, schnell einander folgenden, heftigen Hustenstößen, dann folgt eine tiefe, ziehende, weit hörbare Einatmung (Reprise) und dieser wieder eine Gruppe von Hustenstößen. Bei Säugingen kann die Reprise fehlen, der Anfall mehr unter dem Bild eines einfachen Stakkatohustens verlaufen. Während des Anfalls wird häufig die Zunge herausgesstreckt, das Gesicht des Patienten ist oft gedunsen, rot oder bläulich verfärbt, kleine Hautblutungen und Blutungen in den Augenbindehäuten können sichtbar werden, die Venen am Hals treten deutlich hervor; bei Beendigung des Anfalles wird ein zäher, glasiger Schleim ausgeworfen, oder es erfolgt Erbrechen. Danach tritt Erleichterung und Beruhigung ein. Zahl und Stärke der Anfälle wechseln bei einzelnen Kranken außerordentlich, in schweren Fällen werden bis zu 50 Anfälle in 24 Stunden gezählt (s. auch S. 593). Nehmen dieselben an Häufigkeit und Heftigkeit ab, so tritt der Keuchhusten in sein drittes abklingendes Stadium ein. "
Werner Catel, "Die Pflege des gesunden und des kranken Kindes"
1972
"Die Krankheitsanzeichen für den Keuchhusten sind sehr verschiedenartige. Das erste ist ein einfacher Katarrh. Man merkt aber sehr bald, daß der Husten einen eigenartigen Charakter hat, daß die Kinder dabei sehr rot im Gesicht werden und daß ihnen die Tränen in die Augen schießen. Insbesondere ist auffällig, daß der Husten nachts häufiger als bei Tage auftritt. Nach zwei bis drei Wochen geht diese Anfangsform in das eigentliche Krampfstadium über, bei dem es nun zu den charakteristischen Hustenanfällen kommt, die in stakkatoartiger Form erfolgen. Die Kinder werden dabei sehr rot, ja sogar blau, und der Einzelanfall scheint gar kein Ende zu nehmen. Am Ende des Anfalls kommt es dann zu einer geräuschvollen tiefen Einatmung (Reprise), dann kann dasselbe Spiel noch einmal von vorn beginnen. Es wäre falsch, anzunehmen, daß der Keuchhusten lediglich eine Erkrankung der Luftwege sei. Er ist vielmehr eine Allgemeinerkrankung, die vor allen Dingen auch das Nervensystem betrifft. Leicht reizbare Kinder haben besonders schwere Keuchhustenanfälle, und andererseits sind keuchhustenkranke Kinder im ganzen reizbarer. So genügt z.B. ein Schreck oder das Erblicken einer ungeliebten Person, um sofort einen Keuchhustenanfall auszulösen."
Prof. Dr. Kurt Hofmeier, Dr. Friedrich Müller, Prof. Dr. Werner Schwidder, "Alles über dein Kind", Band 2
Komplikationen
1798
"Wenn man die Krankheit sich selbst überläßt, so kann sie ein Vierteljahr und noch länger dauern. Sie ist gefährlich und oft tödtlich, indem sie Erstickungen, Blutstürzungen, Schlagflüsse, Abzehrungen, und wassersüchtige Geschwulste verursacht."
Heinrich Felix Paulitzky, "Anleitung für Landleute zu einer vernünftigen Gesundheitspflege"
1832
"Es verdient dieser Husten um so mehr hier eine nähere Beschreibung, da er von den Aeltern, zumal im Anfange oft verkannt, mit einem gewöhnlichen Husten verwechselt wird, und eben dadurch den Kindern oft gefährlich, und nicht selten tödtlich werden kann."
"Den üblen Gang, den diese Krankheit nehmen kann, will ich hier nicht ausmalen, weil ich wünsche, daß alle Aeltern bei Zeiten die Hülfe des Arztes suchen mögen, wo dem Kinde geholfen werden kann, aber bemerken muß ich, daß bei Vernachläßigung der Krankheit leicht Fieber und tödtliche Abzehrung erfolgen kann, und daß in vielen andern Fällen unheilbare körperliche Fehler, Brüche, Verschiebung des Rückgrates, Verwachsungen, Buckel, vorzüglich aber Engbrüstigkeit und gefährliche Lungenfehler, zurückbleiben können."
Adolph Henke, "Taschenbuch für Mütter", Band 2
1891
"Tritt anhaltendes Fieber ein, so ist die Entwickelung einer anderen Krankheit zu befürchten. Keuchhustenkranke Kinder sind nämlich sehr zu Lungenentzündungen und auch zu schweren Gehirnleiden geneigt."
"Die Fälle sind selten, daß Kinder am einfachen Keuchhusten oder in einem Anfalle desselben durch Erstickung sterben."
Marie Susanne Kübler (Frau Scherr), "Das Buch der Mütter"
1915
"Als Komplikationen sind Lungenentzündungen und Entzündung der feinsten Luftröhrchen nicht ungefährlich."
Dr. med. Paul Croner, "Ich und mein Mütterlein"
1939
"Der Keuchhusten an sich ist nicht lebensgefährlich und verläuft in unkomplizierten Fällen fieberfrei. Doch können ihm eine anschließende Bronchitis und Lungenentzündung, eventuell auch plötzlich auftretende Krämpfe eine ernste Wendung geben. Besonders gefährdet sind nach dieser Richtung hin Säuglinge und Kleinkinder."
Dr. med. Luise von Seht, "Kinder - Glück und Sorge der Mutter"
1964
"Verläuft eine Krankheit komplikationslos, so ist das Wohlbefinden des Patienten zwischen den Anfällen nur wenig gestört, Fieber fehlt in der Regel gänzlich. Verwicklungen im Verlauf des Keuchhustens beobachtet man hauptsächlich im Bereich der Atmungsorgane (Bronchitis, Pneumonie, Aufflackern einer Tuberkulose) sowie am Nervensystem (Krämpfe, Bewußtlosigkeit, vorübergehende Erblindung und Ertaubung, Lähmungen)."
Werner Catel, "Die Pflege des gesunden und des kranken Kindes"
1972
"Besonders gefährdet durch eine Keuchhustenerkrankung sind die Säuglinge und Kleinstkinder. Deshalb soll man unter allen Umständen Versuchen, diese vor der Infektion zu schützen. Die Hauptkomplikation beim Keuchhusten ist die Beteiligung der tieferen Luftwege (Lungenentzündung). Von ihr werden besonders leicht die kleinsten Kinder betroffen."
Prof. Dr. Kurt Hofmeier, Dr. Friedrich Müller, Prof. Dr. Werner Schwidder, "Alles über dein Kind", Band 2
Epidemien
1832
"Außer den Kennzeichen, welche die Beschaffenheit des Hustens selbst und die damit verbundenen Zufälle geben, hat der Keichhusten auch die Eigenthümlichkeit, daß er meistens epidemisch, d. h. allgemein verbreitet unter allen Kindern einer Stadt oder Gegend herrscht, daß er gewöhnlich nur Kinder, und sehr selten Erwachsne befällt, und sich durch Ansteckung weiter verbreiten kann."
Adolph Henke, "Taschenbuch für Mütter", Band 2
1891
"Der Keuchhusten, Stickhusten, blauer Husten erscheint meistens als Epidemie in nassen Wintern und Frühjahren und ist sehr ansteckend, indem die Krankheit sich sogar durch gesunde Personen von einem Hause auf das andere und von einem Dorfe auf das andere, am häufigsten unter Schulkindern fortpflanzt."
Marie Susanne Kübler (Frau Scherr), "Das Buch der Mütter"
Schutz
1832
"Was den Müttern in Bezug auf diese gefährliche Krankheit obliegt, und von ihnen geleistet werden kann, ist folgendes:
1) Die Verhütung kann nur in so fern statt haben, als die Kinder, da der Keichhusten ansteckendist, vor der Ansteckunge geschützt werden können. Das geschieht also, indem man zu einer Zeit, wo der Keichhusten herrscht, gesunde Kinder von solchen, die daran leiden, möglichst entfernt hält, und keine Gemeinschaft zwischen ihnen statt finden läßt. Wird in einer Familie ein Kind befallen, so soll man dieses möglichst von den andern absondern.
Da ferner, wie bei allen epidemischen Krankheiten, auch beim Keichhusten die Witterung und Beschaffenheit der Luft einen großen Einfluß hat, so ist eine mehr als gewöhnliche Aufmerksamkeit nöthig, um die Kinder vor Erkältuing zu bewahren. Jedoch entziehe man ihnen bei guter Witterung ja den Genuß der frischen Luft nicht.
2) Sobald man aus den angegebenen Zeichen erkennt, daß der Keichhusten vorhanden ist, oder noch besser, wenn man bei einer herrschenden Epidemie nur vermuthet, daß ein Kind, welches noch im ersten Zeitraume sich befindet, die Krankheit bekommen werde, ist ohne Verzug die Hülfe des Arztes in Anspruch zu nehmen."
Adolph Henke, "Taschenbuch für Mütter", Band 2
1891
"Ist in einer Gegend der Keuchhusten ausgebrochen, so halte man die Kinder bei nassem, schlechten Wetter oder sehr kalter rauher Luft im Zimmer und suche jede Veranlssung zu einem Katarrh, wie schnelle Temperaturwechsel, Erhitzung und Erkältung, zu vermeiden. Dabei halte man sie an den Füßen warm und trocken, binde ihnen Flanell um den Leib und lasse sie von Zeit zu Zeit Lindenblüten oder Wollblumenthee trinken. Da es Thatsache ist, daß die Kinder sich zur Zeit der Keuchhustenepidemie die Krankheit in der Schule, auf den Spielplätzen und in Kindergesellschaften holen, so halte man sie möglichst davon fern; kann man sie aber an einen Ort senden, wo die Epidemie nicht herrscht, so dürfte dies das beste Mittel zur Vermeidung derselben sein."
Marie Susanne Kübler (Frau Scherr), "Das Buch der Mütter"
1915
"Die Verhütung des Keuchhustens ist unmöglich, da er nicht nur ansteckt, wenn ein Kind das andere anhustet, schon ehe der richtige Anfall überhaupt zustande kommt, also schon in der ersten Zeit, sondern auch, wenn ein Kind da spielt, wo ein keuchhustenkrankes Kind vorher hingespuckt hatte. Daher nehmen die Epidemien gleich einen sehr großen Umfang an."
Dr. med. Paul Croner, "Ich und mein Mütterlein"
1954
"Die Wirkung der Keuchhustenimpfung ist nicht überzeugend."
Helene Howad, "Mutter und Säugling in gesunden und kranken Tagen"
1964
"Der Wert einer aktiven Immunisierung mit einer aus den Bordet-Gengouschen Bakterien hergestellten Vakzine (Petein, Phytossan, Tukosan) ist noch umstritten. Kombinierteprophylaktische Impfungen (gleichzeitig gegen Keuchhusten, Diphterie und Tetanus) scheinen sich gut zu bewähren.
Dieser sog. Mehrfachimpfung (Tripelimpfung), die 3mal im Abstand von je 4 Wochen durchgeführt werden muß, liegt die Beobachtung zugrunde, daß die immunisatorische Kraft des einen Antigens (z.B. des Diphterietoxins) durch Hinzufügen eines zweiten verstärkt werden kann. Säuglingen und Kleinkindern gibt man 1,0 ccm, Kindern über 6 Jahre 0,6 ccm als Einzeldosis. Der im Handel befindliche Mehrfachimpfstoff heißt Trivirelon, wenn er neben Diphterie, und Tetanusantigenen noch Poliomyelitisantigene I, II und III, Quadrovirelon, wenn er außer den genannten noch Pertussisantigene enthält"
Werner Catel, "Die Pflege des gesunden und des kranken Kindes"
Pflegemaßnahmen
1798
"Wenn man die Krankheit sich selbst überläßt, so kann sie ein Vierteljahr und noch länger dauern. Sie ist gefährlich und oft tödtlich, indem sie Erstickungen, Blutstürzungen, Schlagflüsse, Abzehrungen, und wassersüchtige Geschwulste verursacht.
Man muß sie fast ebenso behandeln wie den Magenhusten. Man giebt dem Kinde sogleich nach einem Anfall, wenn es sich wieder etwas erholet hat, von dem Brechmittel (Anh. Nr.1) theelöffelweise so lange, bis es wirket, und wiederholt solches einigemal um den andern Tag. Beyher läßt man einen Thee von wildem Rosmarin (Anh. Nr. 13) täglich fünf- oder sechsmal zu einer oder zwey Schaalen voll trinken.
Ist es verstopft, so muß man ihm Klystiere geben; denn es ist nöthig, daß es immer offenen Leib habe.
Man kann ihm die Füße in ein Bad von warmem Wasser setzen, und die Fußsohlen und Brust mit einer Salbe aus gebratenen Zwiebeln oder Knoblauch mit Gänsefett reiben, auch blaues Zuckerpapier mit Lichttalg überzogen, warm auf die Brust legen. Durch dergleichen äußerliche Mittel und eine gute Diät wird oft mehr genützt als durch alles andere.
Die Diät muß sehr genau seyn. Die kranken Kinder dürfen wenig feste Nahrungsmittel bekommen, sondern mehr Fleischsuppen, dünne Brühen von Gerste, Habermehl, mit gelben Rüben, Zuckerwurzeln, Petersilgen, Zichorien, Haberwurzeln - leichte Gemüse, die nicht mit Fett zugerichtet sind, wenig und wohl ausgebackenes Brod. Sie dürfen niemals viel auf einmal essen; denn wenn sie den Anfall vom Husten bey angefülltem Magen bekämen, so würden sie in Gefahr seyn, zu ersticken. Man müßte ihnen in diesem Falle sogleich den Finger in den Hals stecken, um dadurch Erbrechen zu erwecken."
Heinrich Felix Paulitzky, "Anleitung für Landleute zu einer vernünftigen Gesundheitspflege"
1832
"Es ist dann zur Hebung der Krankheit eine pünktliche Beobachtung der ärztlichen Vorschriften, und eine strenge Aufsicht in Hinsicht der Diät notwendig. Ob Fleischspeisen, und eine mehr oder weniger nahrhafte Diät zu erlauben oder zu untersagen sei, muß der Arzt in den einzelnen Fällen bestimmt, da die Constitution der Kinder so verschieden ist. Aber als allgemeine Regel darf man annehmen, daß alles was die Kinder genießen, leicht verdaulich und nicht zu stark reizend seyn darf. Fette, mit Butter zubereitete und damit gebratne Speisen, saure und scharf Sachen, Kuchen und Backwerke sind zu vermeiden. Ueberladung des Magens und kaltes Getränk sind immer schädlich, und bringen leicht neue Anfälle und Verschlimmerung zu Wege. - Erkältug der Kinder bei Nachtzeit durch das Entblößen ist möglichst zu verhüten. Wiederholte Fußbäder, auch ganze lauwarme Bäder, mit Vorsicht angewandt, können von Nutzen seyn."
Adolph Henke, "Taschenbuch für Mütter", Band 2
1891
"Wird ein Kind, nachdem es mit anderen an Keuchhusten Leidenden in Berührung gekommen, von Husten, Thränen und Niesen befallen, so halte man dasselbe bei Tag und bei Nacht in gleichförmig warmer reiner Luft und lasse das Zimmer, worin es sich aufhält, gehörig lüften und regelmäßig und sorgfältig reinigen. Man sorge dafür, daß das Kind sich nöglichst ruhig verhalte und reiche ihm als Nahrung hauptsächlich Milch, Suppen von Fleischbrühe, Bouillon mit Ei und Hühner- oder Kalbfleisch. Bei Fieberspuren ist es im Bette zu halten. Wenn immer es Jahreszeit und Witterung erlauben, bringe man die Kinder ins Freie.
In der krampfhaften Periode vermindert man die Quantität der Nahrung etwas und giebt besonders kräftige, aber leichtverdauliche Speisen, wie Milch, Fleisch, Eier, öfters und jedesmal in kleiner Menge und zwar in dem Momente, in dem eben ein Hustenanfall geendigt hat. Viele Ärzte glauben, daß im Stadium des Krampfhustens eine arzneiliche Behandlung nutzlos und deshalb überflüssig sei. In neuerer Zeit machen sich aber wieder andere Meinungen geltend, und strebt man mehr und mehr nach einer energischen Bekämpfung des Übels durch antiseptische und krampfstillende Mittel, Inhalationen u.a. Im ganzen scheint es doch, daß diese äußerlichen und innerlichen ärztlichen Eingriffe den Verlauf der Krankheit milder und kürzer gestalten, daß aber jedenfalls durch dieselben Schaden nicht angerichtet werden könne.
Sind die Hustenanfälle sehr heftig, so müssen die Kinder, besonders sehr kleine, sorgfältig beaufsichtigt werden. Man setze das leidende Kind bei einem Anfalle sofort auf, gebe ihm einen festen Stützpunkt und halte seinen Kopf mit der Hand etwas nach vorn übergebeugt; die Anstrengungen beim Husten werden hierdurch weniger schmerzhaft. Den zähen Schleim, der sich im Rachen ansammelt, entferne man mit dem Finger oder indem man das Kind, wenn es möglich ist, einen Schluck warmen oder kalten Getränkes nehmen läßt. Bei Anfällen, in denen das Kind nicht mehr zu Atem kommen kann und sozusagen stecken bleibt, hilft das Bespritzen mit kaltem Wasser; oder man bringt den Zeigefinger tief in den Mund des Kindes und drückt damit die Zungenwurzel nieder. Es sollen aber auch derartige Anfälle und das Erbrechen sofort unterdrückt werden können durch einfache Handgriffe, vermittelst welcher der Unterkiefer nach vorn und hinten gezogen und damit der Kehlkopf gehoben und die Stimmritze geöffnet wird. Bleibt in der Zeit zwischen den Anfällen Blutandrang nach dem Gesicht und etwas Neigung zu Schlafsucht zurück, so läßt man das Kind täglich warme Fußbäder nehmen und legt ihm, falls es das Bett hütet, Senfteige und warme Breiumschläge abwechselnd auf Waden und Fußsohlen. Sehr nützlich erweist sich hier und da ein warmes Bad, besonders wenn das Kind sehr reizbar ist.
Hat das krampfhafte Stadium aufgehört und ist das Kind mager, blaß, matt, mit trockener Haut und ohne Fieber, so empfehlen Ärzte wöchentlich zwei aromatische oder Schwefelbäder, eine stärkende Diät, gute Bouillon, Fleisch mit etwas Bordeauxwein und zum Frühstück Eichelkaffee oder eisenhaltige Schokolade.
Dauert der Krampfhusten monatelang unverändert fort, so hat sich bisher eine Luftveränderung und besonders der Aufenthalt in warmer und reiner Land- oder Bergluft als das erfolgreichste Mittel zu baldiger Heilung erwiesen; ebenso wird ein solcher Aufenthalt äußerst wohltätig auf die in der Genesung von dieser Krankheit begriffenen Kinder ein. Selbst nach vollständiger Genesung aber suche man noch längere Zeit alles fern zu halten, was neue Veranlassung zum Husten geben könnte, wie zu frühes Ausgehen, zu große Aufregung und Ähnliches."
Marie Susanne Kübler (Frau Scherr), "Das Buch der Mütter"
1915
"Bei der Pflege des Keuchhustens muß man sich der langen Dauer erinnern, und falls ein kleines Kind angesteckt ist, auch eine Hilfe nehmen. Denn vier Monate mit nächtlichen Störungen im Schlaf und ohne Ruhe am Tage darf sich die Mutter nicht zumuten. Mittel, einen einmal sich anmeldenden Anfall abzubrechen oder abzukürzen, haben wir nicht. Es wurde empfohlen, weit mit einem Tuch in den Mund bis in den Rachen hinab zu fahren, um zu versuchen, den Schleimpfropf herauszuholen und so den Anfall zu beendigen. Das gelingt meist nicht, und der Anfall beginnt durch den Reiz erst recht wieder. Man muß sich begnügen, den ärztlichen Ratschlägen zu folgen. Es gibt eine ungeheure Anzahl Heilmittel gegen den Keuchhusten, die manchmal helfen, manchmal nicht. Die von den Apotheken im Handverkauf abgegebenen Mittel haben absolut keine sichere Wirkung. Nur nach genauester Untersuchung kann der Arzt ein Präparat aufschreiben, das gerade diesem Falle entspricht. Wohl aber kann man die Luft des Zimmers durch Terpentin oder Zypressenöl mit Alkohol feucht machen und aromatisieren oder einen Spray mit 3%iger Karbolsäure verdampfen lasen, um die Anfälle zu mildern."
"Die Ernährung braucht nicht geändert werden. Speisen, die zum Husten reizen, wie stark salzige Suppen und Hering, oder Nüsse und Mandeln wird man nicht geben. Ist das Erbrechen nach den Anfällen sehr stark, so daß die Kinder deutlich dabei herunterkommen, so sind Nährpräparate angezeigt. Man soll übrigens gleich nach dem Anfall, sobald erbrochen wurde, wieder zu essen geben, weil dann die Hoffnung besteht, daß diese Nahrung wenigstens behalten wird."
Dr. med. Paul Croner, "Ich und mein Mütterlein"
1939
"Die Behandlung des Keuchhustens ist nicht einfach. Bald scheint dieses, bald jenes Mittel zu helfen. Doch weiß man nie, ob nicht der harmlose Charakter der Erkrankung und weniger die Arznei bei dieser Besserung ausschlaggebend waren. Fest steht nur, daß es eine Reihe von guten und beruhigenden Arzneien gibt, die viel dazu beitragen können, daß die Kräfte von Mutter und Kind nach Möglichkeit geschont werden. Neuerdings werden auch mit offenbar gutem Erfolg Einspritzungen mit einem Keuchhustenimpfstoff vorgenommen, die besonders im Anfangsstadium wirksam zu sein scheinen. Vielfach schreibt man auch einer Luftveränderung einen heilsamen Einfluß zu, zu der allerdings nur unter gewissen Voraussetzungen: günstige klimatische Verhältnisse, bequeme Wohnung, keine Infektionsmöglichkeit für fremde Kinder usw. geraten werden kann. Bei all diesen Maßnahmen handelt es sich jedoch immer nur um einen Versuch. Ein sicher wirkendes Mittel gegen Keuchhusten gibt es noch nicht.
Was für Ratschläge kann man wohl der Mutter eines keuchhustenkranken Kindes geben? In erster Linie hat sie dafür zu sorgen, daß das Kind durch die Hustenanfälle und das gewöhnlich gleichzeitig einsetzende Erbrechen nicht zu sehr in seinem Ernährungszustand beeinträchtig wird. Aus diesem Grunde soll sie ihm häufiger als in gesunden Tagen - vor allem nach jedem Anfall, wo die Wahrscheinlichkeit neuerlichen Erbrechens relativ gering ist - etwas zu essen anbieten, und zwar immer möglichst nahrhafte Speisen. Damit der Hustenreiz nachts etwas gemildert wird, muß die Luft im Schlafzimmer frisch und etwas feucht sein. Ein Bronchitiskessel leistet hier gute Dienste; eventuell kann auch ein nasses Laken in der Nähe des Bettes aufgehängt werden. Beim Anfall kann man dem oft vollständig erschöpften Kind dadurch eine gewisse Erleichterung verschaffen, daß man ihm beide Arme in die Höhe hebt. Solange kein Fieber besteht, ist bei gutem Wetter und Windstille viel Aufenthalt im Freien erwünscht. Treten jedoch Temperatursteigerungen auf, ist sofort ein Arzt zu benachrichtigen, weil sie den Beginn einer Folgekrankheit anzeigen könnten. Einmal durchgemachter Keuchhusten schützt im allgemeinen vor einer zweiten Erkrankung, doch wird er hin und wieder auch zweimal beim gleichen Kind beobachtet.
Mit diesen Hinweisen wäre wohl kurz alles gestreift, was für die Mutter eines keuchhustenkranken Kindes wissenswert ist. Die Sorgen und Unbequemlichkeiten, die diese Kinderkrankheit mit ins Haus bringt, sind oft groß. Doch schließlich werden auch diese schlimmen Wochen überwunden und sind dann bald vergessen, falls nicht - was gottlob selten eintritt - ernstere Komplikationen den Ausgang ungünstig gestalten."
Dr. med. Luise von Seht, "Kinder - Glück und Sorge der Mutter"
1954
"Luftraumveränderung und Freiluftbehandlung wirken meist im späteren Krankheitsstadium erfolgreich."
Helene Howad, "Mutter und Säugling in gesunden und kranken Tagen"
1964
"Maßnahmen während des Hunstenanfalls: Kinder nicht bedauern, sondern durch Spielzeug oder erzählende Hinweise von der Selbstbeobachtung ablenken. Einige Patienten kommen am schnellsten wieder zur Ruhe, wenn sie während des Anfalles sich selbst überlassen bleiben. Bei schwersten Anfällen (bläuliche Verfärbung des Gesichtes) ist für Sauerstoffzufuhr aus der Bombe zu sorgen, die auf einer Keuchhustenstation immer bereitstehen muß. Kommt es zum Atemstillstand ("Wegbleiben" der Kinder), so muß unverzüglich unter gleichzeitiger Zuleitung eines kräftigen Sauerstoffstromes künstliche Atmung (s. auch Baby-Pulmotor. S.521) eingeleitet oder der Rücken des Kindes beklopft oder eine kalte Übergießung gemacht werden. Stets darauf achten, daß die Mundhöhle des Kindes frei von Schleim ist. Die pflegende Schwester muß sich in besonderem Maße durch praktische Erfahrung, Besonnenheit und Geduld auszeichnen.
Auch während der Mahlzeiten oder Darreichung von Medikamenten spielt die Ablenkung des keuchhustenkranken Kindes (Spielzeug, Bilderbuch, kleine Erzählungen der Schwester) eine wichtige Rolle. Das Erbrechen kann auf diese Weise weitgehend verhütet werden. Jede Aufregung des Kindes ist zu vermeiden. Kein Eßzwang. Vermeidung von rauhen Breien (1). Mit dem Füttern des Kindes soll die Verabfolgung von Arzneien sowie das Trockenlegen nach Möglichkeit verbunden werden, um jede unnötige Störung, die das Entstehen eines Anfalles zur Folge haben könnte, zu vermeiden.
Die Räume, in denen keuchhustenkranke Kinder untergebracht sind, müssen luftig und sonnig sein, es muß die Möglichkeit ausgiebeiger Freiluftbehandlung bestehen.
Desinfektion: Tragen von Boxenmänteln. Wäschedesinfektion. Bei Entlassung: Scheuerdesinfektion.
(1) rauhe Breie: Zwiebackbrei, Grießbrei.
glatte Breie: Mondaminbrei, Kartoffelbrei."
Werner Catel, "Die Pflege des gesunden und des kranken Kindes"
1972
"Für die erfolgreiche Behandlung des Keuchhustens ist er erforderlich, daß er so früh wie möglich erkannt wird. Diese Möglichkeit ergibt sich im allgemeinen aber doch nur für den Arzt. Kommt man erst im Stadium des Krampfhustens in ärztliche Behandlung, so sind die Erfolgsmöglichkeiten der Behandlung wesentlich geringer.
Besonders gefährdet durch eine Keuchhustenerkrankung sind die Säuglinge und Kleinstkinder. Deshalb soll man unter allen Umständen Versuchen, diese vor der Infektion zu schützen. Die Hauptkomplikation beim Keuchhusten ist die Beteiligung der tieferen Luftwege (Lungenentzündung). Von ihr werden besonders leicht die kleinsten Kinder betroffen.
Die Pflege eines an Keuchhusten erkrankten Säuglings oder Kleinkindes ist außerordentlich aufopferungsvoll, weil im Anschluß an die Anfälle gerade bei dieser Kindergruppe das Erbrechen so häufig ist. Man muß diesen kleinen Kindern selbstverständlich behilflich sein, und so kann man Tag und Nacht dadurch in Gang gehalten werden. Bei älteren Kindern ist der Zustand, obwohl der einzelne Anfall außerordentlich heftig sein kann, weniger bedenklich. Die Kinder sind nach dem Anfall oft überraschend vergnügt und munter und zeigen sich verhältnismäßig wenig gestört. Im ganzen, so kann man sagen, ist eine Keuchhustenerkrankung in der Familie für die Eltern schlimmer als für das Kind. Eine Ausnahme allerdings bilden, wie schon gesagt, die Säuglinge und Kleinstkinder.
Besonders lästig ist es, wenn eine nicht geringe Zahl von Kindern den keuchhustenartigen, d.h. den anfallartig auftretenden Husten über lange Zeit hinaus beibehalten. Insbesondere tritt ein keuchhustenartiger Husten wieder erneut auf, wenn die Kinder irgendeinen an sich harmlosen Katarrh dazu erwerben. Dadurch wird der Anschein erweckt, als wenn sich ein Keuchhusten immer Monate hinziehen müsse. Aus dieser Annahme heraus werden die Kinder auch oft unnnötig lange von ihren Spielgefährten getrennt gehalten. Diese nach Abklingen eines echten Keuchhustens durch einen "grippalen Infekt" ausgelöste Form des Hustens ist zwar ein keuchhustenartiger Husten, aber kein Keuchhusten, insbesondere wird durch sie kein Keuchhusten übertragen.
Der Keuchhusten kann im allgemeinen im Privathaus behandelt werden. Nur Säuglinge und Kleinkinder müssen unter Umständen wegen der sehr großen Pflegeschwierigkeiten in ein Krankenhaus gebracht werden, Keuchhustenkinder mit einer Lungenentzündung sind allerdings in großer Gefahr, und man wird es vorziehen, sie klinisch behandeln zu lassen. Auf seltene Komplikationen soll hier nicht eingegangen werden. Die außerordentlich große und immer wieder angepriesene Anzahl von Medikamenten, die beim Keuchhusten anwendbar sein sollen, zeigt, daß keines wahrscheinlich wirklichen Nutzen bringt. Die Behandlung mit den modernen Antibiotika verspricht nur im Anfangstadium des Keuchhustens einen Erfolg, dann allerdings auch einen sehr sicheren. Ist das Krampfstadium bereits eingetreten, sind derartige Medikamente wahrscheinlich zwecklos. Wichtig ist, daß das keuchhustenkranke Kind so viel wie möglich im Freien ist, wenn es auch in seinem Herumtoben gehemmt werden muß. Dadurch werden nämlich manchmal Keuchhustenanfälle ausgelöst.
Schon seit langer Zeit, gegenwärtig wieder verstärkt, wird behauptet, daß man den Keuchhusten durch länger ausgedehnte Flüge in Höhen über 3000 m erfolgreich bekämpfen könne. Diese Behauptung hält aber einer kritischen Untersuchung kaum stand. Wer sich davon etwas versprechen zu dürfen glaubt und wem es auf die Kosten nicht ankommt, möge ruhig mit seinem Kind 1 Stunde in 3000 m Höhe fliegen. Zu einer ärztlichen Verordnung konnten wir uns bisher nicht entschließen."
Prof. Dr. Kurt Hofmeier, Dr. Friedrich Müller, Prof. Dr. Werner Schwidder, "Alles über dein Kind", Band 2
Sonstiges
1891
"Einen großen Übelstand hat leider die Keuchhustenkrankheit immer im Gefolge und dieser ist die Verwöhnung, die sich nur bei ganz gut erzogenen und an strengen Gehorsam gewöhnten Kindern weniger spürbar macht. Die Mutter beweise also rechten Takt."
Marie Susanne Kübler (Frau Scherr), "Das Buch der Mütter"
1892
"Der Keuchhusten steckt an von Person zu Person; mir ist kein unzweifelhafter Fall bekannt, in welchem er durch gesunde Personen oder durch leblose Objecte übertragen worden wäre, obgleich solche Uebertragung vermuthet worden ist. Man hat also den directen Verkehr mit Kranken zu vermeiden und falls, Keuchhusten im eigenen Hause ausbricht, den oder die Kranken zu isolieren. Dies ist umsomehr geboten, als der Keuchhusten eine acht Wochen und länger dauernde, quälende und durch seine Complicationen selbst das Leben gefährdende Krankheit ist, und als die Wahrscheinlichkeit, dass ihn doch jeder früher oder später einmal durchmachen müsse, keinesweges so gross ist, wie beispielsweise bei den Masern.
Erwachsene haben die Pflege von Keuchhustenkindern nicht zu scheuen, obgleich es nicht gerathen ist, letztere zu küssen oder mit ihrem Löffel zu essen. Das Kind ist durch die Krankheit umsoweniger gefährdet, je älter es bereits ist, es ist der Ansteckung weniger ausgesetzt und kommt durch die Krankheit weniger herunter, als ein jüngeres, wie man dies an den weniger Erwachsenen und Halberwachsenen sieht, welche zur Zeit von Keuchhusten-Epidemien angesteckt werden."
Dr. Ernst Brücke, "Wie behütet man Leben und Gesundheit seiner Kinder?"
1915
"Die Erkrankung ist für die Kinder und die Umgebung gleich quälend. Bei kleinen Kindern kommen die Mütter oft mehr herunter als die Kinder, denn sie müssen die Kleinen immer stützen, vom Erbrochenen reinigen, trösten und finden keine Nacht Ruhe. Die Kinder sind dagegen bei unkomplizierten Fällen in der Zwischenzeit der Anfälle ganz vergnügt."
Dr. med. Paul Croner, "Ich und mein Mütterlein"
1939
"Der Keuchhusten gehört mit zu den gefürchtetsten Kinderkrankheiten. Und zwar nicht nur wegen der Infektion an sich und der mit ihr verbundenen Gefahren, sondern deswegen, weil die Behandlung und Pflege des keuchhustenkranken Kindes gleichzeitig auch für die Eltern eine große seelische und körperliche Belastung bedeutet. Selbst ein mittelschwerer Keuchhusten nimmt die Kräfte der Mutter schon unverhältnismäßig starkt mit. Denn die wochenlang Nacht für Nacht auftretenden Hustenanfälle lassen ja nicht nur das Kind, sondern auch die Pflegerin nicht zur Ruhe kommen."
"Auf eine nach Keuchhusten häufiger zu beobachtende Eigentümlichkeit möchte ich kurz hinweisen, Es kommt vor, daß eine bald nach Ablauf der Krankheit auftretende Erkältung wieder keuchhustenartige Anfälle hervorruft. Die Eltern glauben dann fast immer, das Kind habe wieder Keuchhusten. Das stimmt jedoch nicht. Sondern es liegt nur noch eine von den schweren Hustenanfällen herrührende abnorme Reizbarkeit des Nervensystems vor, die ähnliche Zustände auslöst."
Dr. med. Luise von Seht, "Kinder - Glück und Sorge der Mutter"
1964
"Bemerkenswert ist, daß sich vielfach unter der Zunge am Zungenbändchen ein kleines Geschwür bildet, allerdings nur, wenn das Kind bereits die unteren Schneidezähne besitzt. Charakteristisch für die Krankheit ist eine oft beträchtliche Vermehrung der weißen Blutkörperchen (Lymphozyten) im Blut."
Werner Catel, "Die Pflege des gesunden und des kranken Kindes"
1972
"Für jeden, der nachts durch die stillen Straßen geht, wird es unvergeßlich bleiben, wenn er durch irgendein geöffnetes Fenster den schweren Keuchhustenanfall eines Kindes hört, mit dem im Anschluß daran erfolgenden tiefen Ziehen, an dem man die Erkrankung so leicht erkennt."
Prof. Dr. Kurt Hofmeier, Dr. Friedrich Müller, Prof. Dr. Werner Schwidder, "Alles über dein Kind", Band 2