Mumps ist eine der Krankheiten, die man seinen Kindern samt Komplikationen und Spätfolgen heute ersparen kann. Hier ein paar Texte aus der Zeit als es diese Möglichkeit noch nicht gab. Besonders fällt mir auf, wie gering die Schmerzen beurteilt werden. Ich hatte Mumps, und die Schmerzen waren die Hölle.

Einige wichtige Vorbemerkungen möchte ich noch machen.

  • Diese Texte sind nach heutigem Standard nicht wissenschaftlich. Sie können von persönlichen Meinungen und zeitgenössischen Ideen geprägt sein. Diese Meinungen und Ideen können falsch sein.
  • Wenn eine heute bekannte Spätfolge oder Komplikation hier nicht genannt wird, heißt das nur, dass sie noch nicht bekannt war, nicht aber, dass sie nicht existiert.
  • Auf gar keinen Fall soll das hier Beschriebene als Anleitung für Vorbeugung, Behandlung oder Krankenpflege betrachtet werden. Das ist gefährlich!

Erreger
Infektion
Disposition
Inkubationszeit
Krankheitsbild und -verlauf
Komplikationen
Schutz
Pflegemaßnahmen

Erreger

Virus.

Infektion

1964
"Meist Tröpfcheninfektion; Übertragung auch durch gesunde Personen und Gegenstände möglich."
Werner Catel

Disposition

1964
"Am häufigsten erkranken Menschen zwischen 5 und 15 Jahren."
Werner Catel

1939
"Der Mumps ist außerordentlich ansteckend und sehr verbreitet. Er tritt jedoch selten bei Kleinkindern, sondern vorwiegend in schulpflichtigem Alter auf."
Dr. med. Luise von Seht

1892
"Mumps ist einerseits nicht so häufig, dass man glauben sollte, jeder müsse ihn durchmachen, im Gegentheil, die Anzahl der Menschen, welche ihn im Laufe ihres Lebens bekommen, ist gering, andererseits verläuft er keineswegs immer so gutartig."
Dr. Ernst Brücke

1891
"Die Krankheit tritt epidemisch auf und ist dann ansteckend, kommt aber auch vereinzelt vor. Sie befällt nur sehr selten Kinder im ersten und zweiten Lebensjahre, vom 3-5 ist sie nicht häufig, zwischen dem 5. und dem 15. Jahre kommt sie am häufigsten vor."
Marie Susanne Kübler

Inkubationszeit

1964
18-28 Tage.
Werner Catel

1939
16-22 Tage.
Dr. med. Luise von Seht

Krankheitsbild und -verlauf

1964
"Unter meist mäßigem Fieber schwillt die Ohrspeicheldrüse (Parotis) der einen Seite an (Abstehen des Ohrläppchens auf der erkrankten Seite). Nach einigen Tagen Rückgang der Schwellung, jetzt in der Regel Erkrankung der anderen Seite. Auch andere, am Unterkiefer gelegene Speicheldrüsen können erkranken, ferner in seltenen Fällen die Hoden und die Bauchspeicheldrüse (Zuckerprobe im Harn positiv)."
Werner Catel

1939
"Gewöhnlich verläuft die Krankheit folgendermaßen: die Eltern werden plötzlich von einer "dicken Backe" ihres Kindes überrascht. Die erkrankte Speicheldrüse bildet dann eine deutlich sichtbare teigige Schwellung vor und hinter dem Ohrläppchen, die auch doppelseitig auftreten und das Kind sehr entstellen kann. Nicht allzuselten werden auch die unter dem Unterkiefer oder unter der Zunge liegenden Speicheldrüsen mit von der Krankheit befallen. Stärkere Schmerzen sind gewöhnlich nicht vorhanden. Nur klagen die Kinder manchmal über "Stechen in den Ohren" und Unbequemlichkeiten beim Kauen und Öffnen des Mundes. In den ersten Tagen ist fast immer Fieber vorhanden, seltener treten auch Durchfälle auf. Nach etwa einer Woche sind alle Erscheinungen verschwunden und das Kind ist wieder gesund."
Dr. med. Luise von Seht

1891
"Die Ohrenspeicheldrüsenentzündung, der Mumps, Ziegenpeter, Bauerwetzel
äußert sich in einer Geschwulst dicht vor und unter dem Ohre, die etwas gerötet ist, von gewöhnlicher Temperatur oder auch heiß sein kann und bald schmerzhaft, bald schmerzlos auftritt. Gewöhnlich beginnt die Krankheit auf einer Seite, öfter links als rechts, erscheint aber nach 12, 24, bis 48 Stunden, manchmal sogar erst nach 4 Tagen auch auf der entegegengesetzten Seite. Fast immer ist eine dieser Speicheldrüsen mehr angeschwollen als die andere. Die Geschwulst erschwert das Öffnen des Mundes, das Kauen und bisweilen auch des Schlingen, die Entzündung verursacht Ohrenschmerz und ist von Fieber begleitet, das gewöhnlich schon vom vierten Tage an zu weichen beginnt. Bei vielen Kindern tritt vom ersten bis zum zweiten Tage ziemlich oft sich wiederholendes Erbrechen auf, andere bekommen Nasenbluten. Bei jungen Leuten und Erwachsenen ist die Krankheit von einem Gefühl allgemeiner Abspannung, Mattigkeit und Entkräftung begleitet, was 3-4 Wochen dauern kann. Bei einfachen Fetteinreibungen oder bei Anwendung trockener Wärme durch Verbinden von Flanell oder gekardeter Baumwolle verschwindet die Entzündung in sehr leichten Fällen schon nach 4-5, meist aber nach 8, 10-14 Tagen."
Marie Susanne Kübler

Komplikationen

1964
"Auch andere, am Unterkiefer gelegene Speicheldrüsen können erkranken, ferner in seltenen Fällen die Hoden und die Bauchspeicheldrüse (Zuckerprobe im Harn positiv). Als weitere Komplikation kann sich eine Gehirnentzündung (Enzephalitis, s.S. 380) entwickeln."
Werner Catel

1939
"Erkrankungen des Hodens, der Bauchspeicheldrüse oder auch des Gehirns und der Hirnhäute, denen jedoch bei der Seltenheit ihres Vorkommens praktisch kaum eine Bedeutung beizumessen ist."
Dr. med. Luise von Seht

1907
"Auch sie ist in der Regel gutartig und von raschem, folgenlosem Ablauf, doch muß darauf hingewiesen werden, daß ihr eine Reihe von Komplikationen folgen kann, ich nenne Etablierung des Entzündungsprozesses in den Hoden, Reizerscheinungen von seiten der Hirnhäute, Nierenaffektionenen u. dergl., weshalb auch bei diesem Leiden für Absonderung der Kranken, rechtzeitigen und genügend lange ausgedehnten Schulausschluß gesorgt werden muß."
Adele Schreiber (Hrsg.)

Schutz

1939
"Einmalige Erkrankung an Mumps schützt vor Wiederauftreten dieser Drüsenentzündung, so daß nach ihrem Überstehen keine Veranlassung vorliegt, einer Infektionsgelegenheit aus dem Wege zu gehen.."
Dr. med. Luise von Seht

1907
"Die Infektiösität dauert allerdings nicht lange, der Ansteckungsstoff zeichnet sich durch geringe Haltbarkeit aus, und so erscheint eine gründliche Desinfektion nicht notwendig und kann man sich auf Lüftung des Zimmers, Wäsche. und Bettzeugwechsel beschränken."
Adele Schreiber (Hrsg.)

1892
"Mumps wird, wenn man nicht gerade weiß, dass er epideimsch herrscht, von Laien leicht verkannt und für eine Geschwulst der Wangenohrgegend aus anderer Ursache gehalten, ja dieses Verkennen der Krankheit kann die Krankheit überdauern, da sie in günstigen Fällen binnen vierzehn Tagen ohne ärztliche Behandlung in vollständige Genesung übergeht. Man soll sich deshalb, wo eine solche Geschwulst bemerkt wird, erkundigen, ob Mumps vorkomme, und im Bejahungsfalle den Verkehr mit so Erkrankten vermeiden, wenn im eigenen Hause ein solcher Fall vorkommen sollte, Isolation eintreten lassen."
Dr. Ernst Brücke

Pflegemaßnahmen

1939
"Die Behandlung des Mumps ist höchst einfach. Vor allem ist durch fleißiges Gurgeln und Spülungen für Mundpflege zu sorgen. Die geschwollenen Drüsen sind mit Ölwickeln zu behandeln und auch in der Zwischenzeit warmzuhalten."
Dr. med. Luise von Seht

1891
"Bei einfachen Fetteinreibungen oder bei Anwendung trockener Wärme durch Verbinden von Flanell oder gekardeter Baumwolle verschwindet die Entzündung in sehr leichten Fällen schon nach 4-5, meist aber nach 8, 10-14 Tagen."
Marie Susanne Kübler

Die zitierten Bücher finden sich hier.