"Laß es aber nie zu lange sitzen; die zarten Rückenknochen können die Last nicht lange tragen, und wechsle immer mit Liegen, Sitzen und Tragen ab. Das beständige Tragen, vorzüglich in gedrückter Stellung, fest in den Mantel gepackt, ist auch schädlich, da die Knochen noch ohne Festigkeit sind.

"Ueber das Hemdchen, das einfach, nicht zu weit sein darf, damit es nicht in Falten gelegt werden muss, die drücken, komt ein Jäcken, und ein wollenes Wickeltuch umschliesst enrlich leicht und lose den ganzen Körper. Wir gestatten dieses Wickeltuch nur, weil das Kind damit leichter von der Mutter, der Amme u.s.w. gehandhabt, dann auch getragen werden kann.

"So sehr es wünschenswerth ist, daß der Kinderwagen den Kindermantel der Wärterin ersetze, so giebt es doch noch vorurtheilsstarre oder zu nachsichtige Mütter, welche den Mantel, dieses Kleidungsstück, welches viele Krüppel aus sich hervorgehen ließ, noch dulden, namentlich weil Wärterinnen nicht gern mit dem Wagen ausgehen; jüngere können mit diesem Fuhrwerke nicht überall heimlich hinschlüpfen, wo sie nicht hin sollten, in dumpfe Stuben ihrer Bekannten und Verwandten, auf Plätze des Stelldicheins; ältere Wärterinnen halten es unter ihrer Würde, "in der Karre zu fahren", und stolziren lieber im Mantel mit langem Behänge umher, um ihr Kind zu repräsentiren und sich dem Publikum zu empfehlen.

"Das Tragen der Kinder verdient eine eigne Erwägung. In den frühern Zeiten, wo der Körper des Kindes, und besonders das Rückgrat desselben noch nicht Festigkeit genug hat, um sich aufrecht zu erhalten, soll das Kind niemals frei sitzend, sondern mit der gehörigen Unterstützung im Rücken und Nacken, eingewickelt, oder liegend (in einem Körbchen, einer Matratze u.s.w.) getragen werden. Auf solche Weise erleidet der weiche, leicht verschiebbare und nachgiebige Körper des Kindes keine Gewalt, und es ist keine Verschiebung durch anhaltenden schädlichen Druck zu fürchten.

"Schon in den ersten Lebenstagen wird das Kind täglich eine Zeit lang getragen werden müssen. Für die Wärterinn ist es das Bequemste, das Kind in einen Mantel einzuklemmen und es auf diese Art zu tragen; aber für das Kind ist es nicht heilsam.

Ich weiß nicht, ob mans schon gesagt hat, doch ists wol kaum anders möglich, als daß es schon oft gesagt ist, da es jedem so leicht einleuchten muß - daß ein Viertheil der Kinder wenigstens nicht vest genug gebauet sein dürfte, um nicht durch täglich mehrstündiges Tragen in Kindermänteln unhintertreiblich zu Krüppeln werden zu müssen.

"Die Hebammen haben bisweilen die Neigung, das Kind nach der Geburt möglichst bald abzunabeln, auch wenn kein dringender Grund dafür vorhanden ist, auch wenn das Kind schreit, also athmet. Sie umschnüren sofort die Nabelschnur mit einem Bändchen, machen einen Knoten, legen näher zum mütterlichen Körper noch eine zweite Ligatur an und schneiden die Nabelschnur zwischen den beiden Ligaturen durch, um das Kind frei handhaben zu können.

"Unter den Verwandten spielen die Großeltern eine vorzüglich wichtige Rolle. Gewisse Rechte über die Enkel können ihnen auf keinen Fall abgesprochen werden; sind sie ja doch die rechtlichen Stellvertreter der Eltern, falls diese sterben. Auch fehlt es ihnen nicht an einer natürlichen Liebe zu den Enkeln, welche jenen Rechten eine sittliche Unterlage gibt.

„Wenn wir jedoch auf solche Weise die gewöhnliche Dauer des täglichen, gesunden Schlafes zu sieben oder aufs höchste zu acht Stunden ansetzen, dürfen wir nicht übersehen, daß hiervon fünf Siebentheile oder Stunden dem eigentlichen Nachtschlaf, zwei etwa dem Morgenschlaf angehören.

»Bei meinem Kind mache ich das anders«

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