Teil 1 - Wie Johanna Haarer heute wahrgenommen wird

Johanna Haarer (1900-1988) war Autorin der NS-Erziehungsratgeber "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" und "Unsere kleinen Kinder". Insbesondere das erstgenannte Werk ist berühmt-berüchtigt. Es gibt einige wissenschaftliche Arbeiten zu Haarer und ihren Büchern, die darstellen, wie weitreichend ihr Einfluss war. "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" erschien erstmals 1934. Bis Kriegsende sollen nahezu 700.000 Exemplare verkauft worden sein. Die letzte Auflage von 1987 warb mit über 1 Million verkauften Exemplaren. Zudem diente es als Lehrbuch für Mütterschulungskurse und in Berufs- und Fachschulen für Kinderpflegerinnen, Kindergärtnerinnen und Jugendleiterinnen [Quelle]. Es ist also unbestritten, dass diese Bücher nachhaltig auf die Erziehung in deutschen Kinderstuben einwirkten.

Gebärstühle waren seit dem Mittelalter bei uns weit verbreitet. Mit dem Rückgang der Hausgeburten verschwanden sie für lange Zeit aus den Gebärzimmern. Doch bevor sie verschwanden, wurden sie zum Gegenstand reger Innovationslust.

"Bei uns nicht nur, sondern auch in den Gegenden von Hessen, Sachsen, Preußen, Hannover u. s. w. weiß man nichts von der Methode im Bette niederzukommen, welche in England, Frankreich und in Wien allgemeine Sitte ist, wohl aber kennt man die Gebärstühle, worauf die meisten Entbindungen vor sich gehen; (...)"
Dr. Elias von Siebold's Abhandlung über den neuen von ihm erfundenen Geburtsstuhl, Weimar, 1804

Ja, heute ist Blogtag. Nein, ich habe heute nicht gebloggt. Also nicht so, wie ich wollte. Drei Mal hab ich alles über den Haufen geschmissen. Nicht, weil ich nicht voran kam, sondern weil ich mich bei der Recherche in den Untiefen der Online-Bibliotheken verloren habe.

Als Abstillen verstehen wir den Prozess von der allerersten Gabe von Beikost bis zum allerletzten Mal Stillen. Das Abstillen kann daher über einen sehr langen Zeitraum hinweg geschehen. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt die Beikosteinführung mit 6 Monaten und Abstillen nicht vor dem 2. Geburtstag. Vor dem ersten Geburtstag abzustillen empfiehlt heute eigentlich niemand mehr.

Das war nicht immer so. Lange Zeit waren sich die Ärzte einig, dass 9 Monate nicht nur die beste, sondern die natürliche Stilldauer sei. Meist leiteten sie diese "Natürlichkeit" von der Dauer der Schwangerschaft ab. Andere Argumente für diese Zeit waren die Beendigung der ersten Zahnungsphase (die ersten 8 Zähne) oder die angebilche Unfähigkeit von Frauen, länger Milch zu produzieren.

Viele der heute als falsch oder gar schädlich erkannte Verhaltensarten gegenüber Babys sind begründet in der Fehlinterpretation der Signale und der Fähigkeiten der Babys. Die Fehlinterpretationen kommen zustande, da aus einem bestimmten Blickwinkel auf das Baby geschaut wird. Dieser Blickwinkel ist abhängig vom (wissenschaftlichen) Wissensstand, dem Zeitgeist und persönlichen Erfahrungen.

Dieses "Gespräch" ist eine Zusammenstellung von Texten aus folgenden Büchern:

  • Dr. Ziegelroth, A-B-C für junge Mütter, 1914
  • Dr. W. Liepmann, Die Frau - was sie von Körper und Kind wissen muß, 1914
  • Dr. med. Paul Croner, Ich und mein Mütterlein, 1915

Heute stelle ich Euch vier Bücher vor, die Ihr online lesen könnt und die sich mit Kinderspielen beschäftigen.

Das Spiel und Spielen des Kindes ist von jeher als sein eigentliches Lebenselement, als seine erste und alleinige Lebensarbeit angesehen worden. Man sagt, das Kind spielt das ganze kommende Leben, aber es weiß noch nichts und soll noch nichts wissen von der eigentlichen Bedeutung, von dem oft so finsteren Ernst desselben. Näher angesehen stellt das Kind gern alle Verhältnisse, alle Lebensbeschäftigungen dar, die irgend wie in den Kreis seiner Erfahrung getreten sind, oder ein Anderer in seine Anschauung zu bringen versteht.

- Ueber den Geist der Fröbel'schen Kinderspiele und die Bedeutsamkeit der Kindergärten. Dr. Ravoth, Berlin, 1859

Derzeit brennt eine Diskussion darüber, ob Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden sollten. Manche Gegner'innen sind der Meinung, dies würde die Rechte der Eltern beschneiden und der Staat könne einer Familie die Kinder wegen "zu langem Stillen" oder "zu enger Bindung" wegnehmen. Andere Gegner'innen argumentieren, dass das Grundgesetz ja bereits Menschenrechte enthalte, und da Kinder Menschen sind, seien keine weiteren Rechte notwendig.

1. Schreien ist für Babys, was Singen und Hüpfen für Kinder ist.

"Das natürliche  Schreien des Kindes - und wie werden noch sagen, woran man dieses erkennen kann - ist ein Bedürfniß für dasselbe und gereicht darum zum Nutzen seiner Lebensentwicklung. In erster Zeit ist das Schreien nichts anderes als das Bestreben, Lebenskraft zu äußern, seinem Kraft- und Daseinsgefühle einen Ausdruck durch Bewegung zu geben, wie ein älteres Kind dies durch Singen, Hüpfen und alle Arten von Muskelactionen ausdrückt. Das kleine Kind hat aber keine anderen willkürlichen Bewegungen als die der Brust-, Kehl- und Bauchmuskeln, also der Bewegungsorgane des Athmens; diese bethätigt es und sein Ausathmen wird zum Schrei."
Die Mutter, Hermann Klencke, 1875

Das Kinderpflege-Lehrbuch von Prof. Dr. Arthur Keller und Prof. Dr. Walter Birk erschien in der ersten Auflage 1914 und in einer vollständig neu bearbeiteten dritten Auflage 1917. Hier eine direkte Gegenüberstellung des Kapitels "Ernährung älterer Kinder" aus beiden Auflagen.

Im Kinderpflege-Lehrbuch von Dr.med. Arthur Keller und Dr. med. Walter Birk von 1914 werden einige erstaunlich korrekte Bemerkungen rund ums Stillen gemacht, die in anderen zeitgenössischen Werken ganz anders stehen. Gleichzeitig werden hier aber auch Ansichten zur Anzahl der Stillmahlzeiten untermauert, die sich aus heutiger Sicht nicht halten lassen. Gehen wir den Text durch und betrachten wir den Wahrheitsgehalt nach heutigem Stand.

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